Überraschendes Dubai

Wein in Teetassen und ein Stück Palast der Republik

Von Honza Klein

Wer im Sommer nach Dubai reist muss schon ein wenig Hitzbeständig sein. Jedoch gibt es auch in einer der heißesten Städte der Welt einige Möglichkeiten sich abzukühlen. So wie an diesem Vormittag. Es ist kalt. Aber nicht unangenehm. So um die Minus 3 Grad. Lothar Quarz überprüft noch einmal den Sitz seiner Ski dann wedelt er die Loipe hinuntner. Er hat sich für die lange Strecke entschieden. Etwa 400 Meter. Sein Sohn und seine Tochter nehmen derweil den leichteren Kurs. Etwa 80 Meter. Ein paar Mal geht das so. Hoch mit dem Lift, runter per Ski. „Das ist ein großes Vergnügen“ meinen die drei. Und besonders die beiden Kinder sind froh über den freien Tag ihres Vaters. Er ist General Manager bei Ritz-Carlton. Am vielleicht heißesten Ort den die Hotelgruppe zu bieten hat: Dubai. Draußen sind es an diesem Tag gute 41 Grad.

 

Die Skihalle ist nur eine der unzähligen Unglaublichkeiten der Wüstenmetropole. Nicht weit entfernt liegt die Dubai Mall. Mit mehr als 1200 Geschäften und etwa 160 Restaurants das grüßte Shoppingcenter der Welt. Dazu gibt’s ein gigantisches Aquarium und auch wieder ein wenig Winter. Eine Eisbahn. Gleich daneben steht die Attraktion schlechthin. Der Burj Khalifa. Mit 828 Metern Höhe das höchste Gebäude der Welt. Übrigens Erst in Etage 189 endet der Fahrstuhl. Das Gebäude beherbergt sowohl das Armani-Hotel, als auch Wohnungen. So liegt in Etage 163 die höchste Wohnung der Welt. Eigentümer soll ein Inder sein, erzählt mir später einer der Reiseführer. Und dann fügt er noch eine Geschichte an. Im Burj Khalifa sei der Stahl des beim Abriss des Palastes der Republik übrig gebliebenen Stahls verbaut worden.

 

So steht jetzt in der Wüste also ein Stück Palast. Für Touristen ist jedoch in etwa 124 oder eben bei 452 Metern Schluss. Von der  Aussichtsplattform bietet sich ein Blick über das was da in dem Wüstenemirat in den vergangen Jahren entstanden ist. Hochhaus reiht sich an Hochhaus. Hotel an Hotel. Allein mehr als 60 Fünf-Sterne-Herbergen gibt es. Alle großen Gruppen sind da. Ritz-Carlton, Conrad, Jumeirah, Kempinski, Möwenpick, Raffles um nur einige zu nennen. Insgesamt bietet die Stadt gut 70.000 Hotelbetten. Zum Vergleich: Berlin hat mehr als 100.000. Mehr als Neun Millionen Gästen kamen 2012. 315.000 Davon aus Deutschland.

Da verwundert es nicht, dass die Auslastung bei gut 85 bis 90 Prozent liegt (Berlin etwa 65 Prozent). Dazu auch noch zu ganz anderen Preisen als in der deutschen Hauptstadt. So kostet etwa eine Nacht im Jumeirah Ermirates Towers je nach Saison um 150 bis 250 Euro. Ähnlich sieht es im Ritz-Carlton aus wo Lothar Quarz von der Stadt schwärmt. Zuvor war der Hotelier in Berlin, Warschau und Wolfburg. „Aber hier das ist schon eine pulsierende Stadt ganz besonderen Herausforderungen“, sagt er. Am Ende stehe eben immer die Hotelphilosophie von Ritz-Carlton: „We are Ladys and Gentleman, serving Ladys and Gentlemen.“ Besonders Weinfreunde dürften im Ritz-Carlton auf ihre Kosten kommen. Eine dreißig Meter lange Weinwand bietet ca. 3000 Flaschen.

Noch ist Quarz in Dubai glücklich. „Aber ich würde auch gerne wieder in Berlin arbeiten“, sagt er. Doch zurück nach Dubai.

 

Mit einem Reiseführer geht es durch die Straßen. Goldmarkt, Altstadt, per Schiff auf dem Creek, per Yacht durch die neue Marina (hier liegen Yachten mit deren Gegenwert sicherlich ein Kleinstaat lange leben könnte) hinaus aufs Meer, wo sich die künstlichen Palminseln und die als Weltkarte angelegten Inseln reihen. Dort am Strand von Jumeirah Beach findet sich auch eines der vielleicht bekanntesten Hotels der Welt. Das Burj al Arab. Auf dem Weg durch die Stadt fällt auf, dass die Stadt so ganz anders ist als andere arabische Städte. Fast clean. Ganz im Gegensatz etwa zu Cairo. „Wir haben hier keine Armut, alle haben Geld, alle haben gute Laune und gutes Wetter gibt’s es auch“, bringt es Reiseleiter Robert auf den Punkt. Der junge Berliner lebt seit vielen Jahren in Dubai und man merkt ihm an wie verliebt er in seine Stadt ist. Zu Beginn der Tour zählt er die Scheichs und Verwandtschaftsbeziehungen der einzelnen Emirate, die mit Dubai zusammen die Vereinigten Arabischen Emirate bilden, auf. Das war ein Punkt seiner Prüfung als Reiseleiter. Ein ganzes Staatengebilde als Familienbesitz. Doch die überall in der Stadt verteilten, teils übergroßen Bilder des Scheichs stören hier niemanden. Gut 90 Prozent der Einwohner sind Ausländer. Sie dürfen nur so lange bleiben wie sie Arbeit haben. Vielleicht auch eine Idee für Deutschland? Aber das ist ein anderes Thema. Zurück in die touristischen Gefilde.

 

Hier schwankt der Besucher zwischen Be- und Verwunderung. Moderne und Geschichte in einem. Da die höchsten Häuser der Welt, das höchste Riesenrad ist gerade in Planung, Schnee mitten in der Wüste, ein modernes Metro-System und sogar Bushaltestellen die mit Klimaanlage ausgestattet sind. Auf der anderen Seite ein Hinweisschild dass das Küssen in er Mall und das sich zu freizügige zeigen verbietet, verhüllte Frauen, die jedoch darunter manchmal die neuesten Manolo Blahnik  oder Jimmy Choo High Heels tragen. Beim Essen im Hakkasan Dubai, einem edlen asiatischen Restaurant in den Emirates Towers, erzählt Sommelier Immacolata Cannavo, als sie den hervorragenden neuseeländischen Brookfields Chardonnay von 2010 eingießt, von ihren Erfahrungen. „Wenn Einheimische kommen muss ich den Wein mitunter in einer Teekanne mit Teetassen servieren.“ Doch keine Angst. Touristen - auch weibliche – können  sich ungehindert Bewegen. Dubai ist weit weg von den Restriktionen des benachbarten Saudi Arabiens. Schließlich ist man längst weg vom Öl als Einnahmequelle Nummer Eins. Apropos Öl. Der Liter Benzin kosten so um die 30 Cent. Der Liter Wasser im Supermarkt 40. Da wird deutlich was hier wirklich wichtig ist in der Wüste.

 

Tourismus und Finanzgeschäfte sind das neue Öl welches die Wirtschaft schmiert. Besonders auch die Lage macht das Emirat interessant. Ziemlich in der Mitte zwischen Euro und Asien. 


In sechs Stunden ist man in Deutschland, in die andere Richtung dauert es ebenso lange etwa nach Bangkok. Dabei bietet Dubai alles was einen abwechslungsreichen Urlaub ausmacht.    

 

Wie bereites erwähnt hervorragende Hotels, Shopping, Attraktionen, inzwischen eine lebendige Kunstszene mit vielen Galerien, Flohmärkte, unendliche Strände und natürlich die Wüste. Bei der Jeepsafari wir einem deutlich warum man Kamele auch Wüstenschiff nennt. Freilich ist man heute nicht mehr mit dem Kamel unterwegs. Doch bei der Fahrt mit den allrädrigen-motorisierten-Kamelnachfolgern hat man immer noch mitunter das Gefühl eines Schiffes. So mancher erleidet Seekrankheit.

 

Entschädigt jedoch wird man wenn als Ziel das Al Maha ausgewühlt wurde. Vielleicht eines der exklusivsten Wüstenressort. Ausschließlich mit privaten Villen, die alle mit Pool und exklusivem Wüstenblick ausgestattet sind. Der Franzose David Miras sorgt als Küchenchef dafür dass auch kulinarisch die Superlative, die man inzwischen aus Dubai gewöhnt ist, erhalten bleiben.

Zum Schluss noch ein letzter Cocktail auf der Terrasse von The Address Down Town. Gegenüber steht der Burj Khalifa, dazwischen ein riesiges Wasserbecken. Allabendlich versammeln sich tausende um eine der neuesten Attraktionen zu bestaunen. Die Dubai Fountain. Natürlich „The worlds most spectacular Fountains“. Man erinnert sich an Las Vegas und das Bellagio. Die gleichen Macher, die dort die Wasserfontänen kreierten, gingen in Dubai ans Werk. Jedoch fiel das Ergebnis etwas größer aus. Bis zu 150 Meter sprudeln die Wasserspiele alle 20 Minuten ins nächtliche Dubai. Vieles in Dubai steht im Guinness Buch der Rekorde. Zum Glück gibt es jedes Jahr eine neue Ausgabe. Dubai fängt gerade erst an...

 

PS: Bei all dem was in Dubai in den vergangen zwei Jahrzehnten entstanden ist fragt man sich: Wäre so etwas auch in Deutschland möglich gewesen. Bei alle den Wutbürgern und denen die vor allem immer dafür sind dass sie dagegen sind?