Von Honza Klein
Neunzig Kilometer sind es bis Prag, gut 80 Kilometer bis Dresden. Doch dazwischen ist vom Glanz der Metropolen nicht viel zu merken.
Es ist zwar eine Gegend Mitten in Europa aber doch irgendwie verlassen. Im nordböhmischen Nirgendwo liegt das kleine Schloss Dux im gleichnamigen Ort. Nicht weit weg erhebt sich der Milleschauer, den Caspar David Friedrich als Motiv wählte. Er wanderte durch die Gegend und war von der Lieblichkeit und Leichtigkeit der Landschaft inspieriert. Wenige Kilometer nach Westen in Marienbad traf Johann Wolfgang von Goethe 1821 auf Ulrike von Levetzow. Seinen Heiratsantrag an die 17jährige untermauerte der 72jährige Goethe mit einem Granatcollier aus mehr als 500 Grananten, die unweit von Dux aus der böhmischen Erde geholt wurden. Heute liegt das Collier in einem kleinen Museum in Trebenice. Auch nur ein paar Kilometer von Dux entfernt.
Ebenfalls um die Ecke bei Kulm und Arbesau kämpften 1813 Preussen, Russen und Österreicher gegen napoleonische Truppen. Kurz danach trafen sich der russische Zar Alexander I., König Friedrich Wilhelm III. von Preußen und Kaiser Franz I. von Österreich zu politischen Gesprächen auf Schloss Dux. Eine Region also, die zwar irgendwie abgeschieden erscheint, mit der indes doch viele berühmte Namen verbunden sind. So auch der des Grafen Josef Radetzky, der in einer kleinen Gasse schräg gegenüber des Schlosses wohnte. Ihm widmete später Johann Strauss den gleichnamigen Marsch. An einen der Hausherren von Schloss Dux wiederum erinnert die Waldstein-Sonate, die Ludwig von Beethoven 1812 im Schloss spielte
Der berühmteste Gast jedoch war wohl der Venezianer Giacomo Casanova. Dreizehn Jahre (1785 bis 1798) lebte er als Bibliothekar des Schlossherren Graf Josef Karl von Waldstein in Dux. Eine wohl nicht so schöne Zeit für den Frauenheld, der doch so schöne Orte in seinem Leben gesehen hatte. Und dann das: Dux. Ein Ort wohl ohne als zu viel Plaisier und dann noch (das Wort gab es freilich damals noch nicht aber es trifft es) gemobbt vom sonstigen Schlosspersonal. Nun wenn der Hausherr mal anwesend war entspannte sich die Situation etwas. Neben seiner Arbeit nutze Casanova die Zeit seine Lebenserinnerungen zu Papier zu bringen. Bei einem Schlossrundgang kann man heute die Privatzimmer Casanovas besichtigen. Sein Grab indes ist verschollen. Nur sein Grabstein blieb übrig und wurde an einer kleinen Kapelle etwa 200 Meter vom Schloss entfernt angebracht.