Von Honza Klein
Die Türkei zählt bekanntermaßen zu den beliebtesten Urlaubszielen rings um das Mittelmeer. Endlose Strände, kleine Buchten, natürlich die Metropole Istanbul, historische Stätten mit viel Geschichte und Geschichten, freundliche Menschen. Die meisten Urlauber verbinden jedoch sicherlich eher große Club-Anlagen mit dem Land der Osmanen. Diese liegen meist nicht weit von den touristischen Zentren Antalya, Izmir, Bodrum und Dalaman. Wer es etwas ruhiger mag muss oder besser kann ein wenig die Landschaft genießen und fährt weiter.
Etwa nach Hisarönü gut 130 Kilometer vom Flughafen Dalaman entfernt. Durch üppige Waldgebiete führt der Weg zwischen Mittelmeer und Ägäis entlang. An einer der unzähligen Buchten hat gerade die älteste türkische Hotelgruppe Marti (gegründet 1967) ihr neuestes Hotel eröffnet. Benannt nach der griechischen Heilgöttin Hemithea bietet es puren Fünf-Sterne-Luxus. Nur 32 Zimmer garantieren Ruhe. Von der leichten Anhöhe schweift der Blick über die Steganlagen. Dort unten wiegen sich mehr als 300 Yachten im klaren Wasser. Damit ist der Yachthafen einer der größten der Gegend und ein idealer Ausgangspunkt um die Ägäis zu erkunden. Eine Blaue Reise etwa. Vielleicht die schönste Form die Ägäis zu genießen.
Schon Kaiser Antonius und Cleopatra schipperten zum Schäferstündchen in eine der versteckten Buchten. In der Neuzeit wurde diese Form des Reisen, bei der der Weg das Ziel ist, durch den Schriftsteller Cevat Sakir Kabaagaç bekannt. Als er 1925 wegen eines unerwünschten Zeitungsartikels verurteilt und in die Verbannung nach Bodrum geschickt wurde, musste er die letzte Strecke mit dem Esel zurücklegen. Damals war Bodrum (das antike Halikarnassos) völlig unbekannt.
Nach Verbüßen seiner Strafe kehrte Cevat Sakir aus seinem „glücklichen Exil“, wie er es selbst nannte, nie mehr zurück in sein voriges Leben. Er änderte seinen Namen und wurde als „Fischer von Halikarnassos“ weltbekannt. Seine neue Aufgabe war es, die Naturwunder der Ägäischen Küste und ihrer Inseln, samt ihrer Geschichte und Mythologie zu erleben und in seinen Werken der Welt mitzuteilen. Er liebte das Meer, er liebte die Erde. Er setzte seine ganze Persönlichkeit, seine Begeisterung, seine geistigen Fähigkeiten dafür ein, das Meer und die Erde den Menschen nutzbar zu machen. Mehr als ein halbes Jahrhundert blieb er dieser Passion treu. Ab 1957 machte er diese Reisen regelmäßig. Dabei nahm er Freunde, unter ihnen viele Künstler und Schriftsteller, in sein Schlepptau. Sie benutzten die kleinen Boote der Schwammtaucher, schipperten die Küste entlang und in seinem literarischen Werk benutzte er den Begriff Blaue Reise, der bis heute Bestand hat.
Zwar nicht im Exil lebt Hotelmanagerin Tülay Orhan in dieser romantisch wilden Gegend, die teilweise an Karl May erinnert. Kommt da nicht gleich Kara Ben Nemsi oder gar Winnetoo hinter einer Biegung daher? Die Hotelmitarbeiterin ist gebürtige Düsseldorferin. „Natürlich war ich oft im Urlaub hier“, erzählt sie. Da habe es sie doch überwältigt und aus dem anfänglichen Wunsch in Land ihrer Eltern zu leben wurde Realität. Die Liebe kam dazu und so ist sie nun für die Marti-Gruppe tätig, was so manches Problem für die Urlauber einfacher macht, weil sie eine perfekt Deutsch sprechende Ansprechpartnerin haben.
Etwa wenn es darum geht besagte Blaue Reise zu buchen oder eine der anderen Aktivitäten. Reiten, Jeep-Safari, Tauchen oder den Yachtausflug zur nur 45 Minuten entfernten griechischen Insel Symi.
Bei der Fahrt mit der weißen hauseigenen Yacht kommt ein wenig Jet-Set Gefühl auf. Die Crew ist wie auch das Personal im Hotel unaufdringlich und doch immer zu diensten. Wiewohl auch in Restaurants in den kleinen Ortschaften, die man vom Hermithea aus erreichen kann die Menschen von ausgesuchter Aufgeschlossenheit gegenüber Touristen sind. In Symi angekommen leuchten schon aus der Ferne die pituresk wirkenden Häuser an den Hängen der Bucht. Ein wenig unwirklich fast wie in einer Hollywoodinszenierung.
In Pastelltönen stehen die meist zwei- oder dreistöckigen Häuser da als wäre die Welt seit 100 Jahren still gestanden. Griechenland wie aus dem Bilderbuch. Wären da nicht die teils opulenten Yachten an der Kaimauer. Manche liegen direkt vor dem Restaurant Manos, wo auch die Ausflugsgäste aus dem Hermithea frischen Fisch und allerlei anderes Meeresgetier genießen können. Man ist befreundet. Wenngleich Okan Kitapci Küchenchef im Hermithea überzeigt ist der beste Koch der Ägäis zu sein. Etliche Zeitungsartikel an den Wänden seines Restaurants scheinen ihm Recht zu geben. „Wie war das Essen im Manos? Meins ist doch bestimmt besser?“, fragt er schmunzelnd und keinerlei Zweifel an der erwarteten Antwort aufkommen lassend all seine Gäste von denen er weiß dass sie den Ausflug gemacht haben. Die Wände des Manos indes bringen den Besucher zurück zu der Theorie der Hollywoodkulisse. Tom Hanks, Brad Pit und Co. hinterließen ihre Spuren. Vielleicht lenken sie ihre Yacht ja demnächst mal in Richtung Türkei.