Sportlich, romantisch, exklusiv

Kempinski im Doppelpack

Von Honza Klein

Die Sonne kennt keine Grenzen. Von beiden Sichelenden der Bucht von Piran betrachtet, taucht sie irgendwo bei Venedig in die Adria ein. So war es in diesem Sommer, so war es zu Zeiten von Josip Broz Tito, so war es, als 1910 an der nördlichen Seite der Bucht, in Portoroz, das Palace Hotel seine Pforten öffnete, so wird es bleiben.

 

Unternehmen wir eine Tour durch die Geschichte: Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann sich in Istrien der Tourismus zu entwickeln. Zu dieser Zeit zählte das Gebiet zum österreichisch-ungarischen Imperium. Dies findet heute übrigens noch in zahlreichen Nuancen auf den Speisekarten der Region seinen Widerhall. Einen noch früheren Einfluss findet man in der Architektur. So erinnert Piran an vielen Stellen an Venedig. Selbst den venezianischen Löwen entdeckt man auf einigen Bauwerken. Schließlich ist die Lagunenstadt nur gut zwei Bootsstunden entfernt und die Handelskontakte im Mittelalter prägten auch die Architektur dieses Ortes. Die Baukunst des Palace Hotels indes ist geprägt vom mondänen Stil der Jahre vor dem Ersten Weltkrieg. Das Bürgertum blühte und die gekrönten Häupter lechzten nach exklusiven Urlaubsherbergen. Kein Wunder also, dass auch der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand schon kurz nach der Eröffnung seinen Namen in die Gästeliste einfügte. Er war des Öfteren zu Gast, bis er am 28. Juni 1914 in Sarajewo jenem Attentat zum Opfer fiel, welches im Ergebnis das alte Europa untergehen ließ. Insofern ist das Hotel auch ein Spiegel der Geschichte.

 

Die ist bestimmt auch ein Thema, wenn im kommenden Jahr das 100jährige Jubiläum gefeiert wird. Denn mit großen Namen und Ereignissen, die Geschichte machten, ging es im Haus weiter. Josip Broz Tito feierte hier seine Geburtstage, gab Feste und empfing Staatsgäste, Sophia Loren und Marcello Mastroianni zählten in den 50er bis 70er Jahren zu den Stammgästen. Schließlich sind es mit dem Wagen nur gut 20 Minuten bis ins italienische Triest. So betrachtet ist Portorož so etwas wie das Sylt der Norditaliener. Noch heute ist das von Kempinski betriebene Haus das Beste und Exklusivste, was man an der Adriaküste zwischen Venedig und Albanien finden kann. Bis heute? Fast – doch dazu später.

18 Jahre schlummerte das Haus durch den Zerfall Jugoslawiens und aufgrund ungeklärter Eigentumsverhältnisse im Dornröschenschlaf. Bis die älteste Luxushotelgruppe Europas es entdeckte. Ein wenig erinnert der Umbau an das Dolder Grand Hotel in Zürich. Auch hier wurde ein historisches Grand Hotel mit einem modernen Anbau versehen. Dadurch entstand in Portoroz ein Haus, das den Geist der Geschichte fühlbar macht und gleichzeitig dem Hotelgast alle Annehmlichkeiten eines Fünf-Sterne-Hotels bietet.

 

Im Neubau, von dem aus man einen Blick direkt hinunter zum Pool hat, sind die Zimmer entsprechend modern gestaltet. Italienisches Design herrscht vor. Müßig, die üblichen technischen Ausstattungen zu erwähnen. Es fehlt an nichts. Im Altbau wurden die Zimmer zwar ebenfalls modern gestaltet, indes mit klassischen Anklängen.

 

Einen kleinen Ausstattungsmangel gibt es indes: Die Betten in einigen Suiten sind dermaßen breit, dass man zum Gutenacht-Sagen eigentlich ein Walkie-Talkie bereitlegen sollte. Zweifellos also das beste Haus an der nur 46,6 Kilometer langen Küste Sloweniens, aber auch darüber hinaus. Allerdings gibt es nun genau gegenüber Konkurrenz. Oder nein „einen Mitbewerber“, wie der Marketingchef es lachend nennt. Er kann gut darüber lachen, handelt es sich doch ebenfalls um ein Kempinski.

 

Doch bevor dieses näher vorgestellt wird, soll das hervorragende Restaurant Sophia im Palace Erwähnung finden, benannt nach Stammgast Sophia Loren. Gleich daneben findet sich eine der zwei Bars des Hauses, die übrigens beide mit Humidor ausgestattet sind. „Wir sind zwar auch an die EU-Gesetze gebunden, aber das wird hier nicht ganz so streng gehandhabt“, erzählt der Marketingchef. Und wenn sich doch jemand vom Rauch gestört fühlen würde, bleibt immer noch der Gentlemen’s Salon gleich neben der Bubbles Bar. Oder man genießt seine Braune auf der Terrasse und blickt hinüber an die andere Seite der Bucht. Zu Titos Zeiten war dort ebenfalls Jugoslawien.

Um auf die andere Seite der Bucht zum gerade eröffneten Neubau des Kempinski Hotel Adriatic zu gelangen, dauert es nur wenige Minuten. Auf dem Weg von Slowenien nach Kroatien geht es vorbei an den Salinen von Sečovlje, wo feinstes Meersalz gewonnen wird, das man in den Kempinskiküchen wiederfindet oder welches man als Souvenir kaufen kann. Nach einer kurzen Fahrt zur Spitze der Bucht ist das neueste der in Genf beheimatet Gruppe erreicht. Spätestens beim Betreten der Poolterrasse lässt sich ein WOW schwer unterdrücken.

 

Direkt gegenüber liegen Piran und Portorož, der Blick zum Meer ist offen, zum Sonnenuntergang, zum Träumen. Und weil man eben nur gut 25 Minuten von einem zum anderen Kempinski entfernt ist, in dem der vielleicht schon etwas ältere Hotelgast oder eben nur der erwartet wird, der in mondäner Atmosphäre ausspannen will, setzt man im Adriatic ganz auf Spa, Golf und Lifestyle. Direkt neben dem Hotel gelegen findet sich der von dem Österreicher Diethard Fahrenleitner entworfene 18-Loch-Platz. Noch vor der Eröffnung wurde Fahrenleitner für seinen 72-Par-Kurs mit einer Länge von 6 290 Metern mit dem Golf Art Landscape Preis geehrt.

In den Zimmern und Suiten des Hauses, das vor allem durch Glas, Stein, Licht, Wasser und Marmor sein Gesicht bekommt, findet der Gast den gewohnten Kempinski-Standard. Mit Ausnahme einer Suite, oder sollte man vielleicht besser sagen, es gibt einen Kinosaal, in dem man auch wohnen kann.

 

Mit seinem 262-Zentimeter-Bildschirm dürfte der Fernseher von Bang & Olufsen wohl das Größte sein, was derzeit in einem Hotelzimmer als Fernseher zu haben ist. Hin und wieder hat man ja schon gehört, dass Fernseher von Gästen aus den Hotelzimmern mitgenommen wurden. Das wäre bei diesem Exemplar – Preis 100.000 € – doch ein ziemlicher Verlust. Angesichts des Gewichtes – ca. eine halbe Tonne – scheinen besondere Sicherheitsvorkehrungen jedoch unnötig.

 

Zum Hotel – und damit grenzt sich das Adriatic nochmals vom Palace ab – gehört ebenfalls ein Konferenzcenter. Es dürfte allerdings nicht ganz einfach sein, bei der gebotenen Aussicht konzentriert zu tagen. Lieber lässt man sich nach einem erfolgreichen Golftag an der Poolbar nieder, genießt die Aussicht und schaut, wie irgendwo in Richtung Venedig die Sonne im Meer versinkt. Grenzenlos.