Von Honza Klein
Am Strand zwischen Playa del Carmen und der alten Mayastadt Tulum sitzt Alejandro Martin und blickt auf das Meer hinaus. Seicht branden die karibischen Wellen an den endlos scheinenden Strand. Dahinter Palmen und Hotelanlagen. Auch die von Martin. Wobei Hotelanlage eigentlich fast schon die Ausmaße eines Dorfes beschreibt. Wie etwa auch das Grand Palladium. Oft kommt Martin aber nicht dazu die Gedanken aufs Meer hinaus zu schicken. Der Ferntourismus boomt.
„Wir bieten gutes Wetter, exzellente Anlagen und lohnende Angebote“, sagt Oliver Grosse Kleinmann. Er ist Chefeinkäufer beim Touristikriesen alltours. „Dazu kommt, dass viele Gäste aus Sicherheitsgründen Länder wie die Türkei, Ägypten und Tunesien meiden“, fügt er hinzu. So profitiere in diesem Sommer Portugal und Klassiker wie Mallorca sind so gut wie ausverkauft.
Kein Wunder also, dass es bei vergleichbaren Preisen die Urlauber zunehmend in die ganz weite Ferne zieht. Die Dominikanische Republik ist gefragt, Thailand und eben auch Mexico. Kuba ging auch einige Zeit ganz gut. Da wird es jedoch schwieriger. „Weil durch die Öffnung von Seiten der USA von dort ein großes Interesse besteht und Preise gezahlt werden, die für uns kaum darstellbar sind“, sagt alltours-Pressesprecher Stefan Suska.
Mexico ist also eines der Trendziele. Nicht nur bei alltours, wie man bei der Ankunft am Flughafen von Cancun feststellt. Da stehen dann die Reiseleiter mit den obligatorischen Schildchen, auf denen die bekannten Reisemarken notiert sind. Gleich an der Ausfahrt vom Flughafen weist ein Schild den Weg zu einem Resort. Dreams steht darauf und bedeutet hier wohl mehr als nur den Namen des Unternehmens. Man ist an einem Urlaubstraumziel angekommen.
Zwischen Cancun und Playa del Carmen an der Riviera Maya reihen sich etliche Hotelkomplexe am Strand entlang. Eben auch der von Alejandro Martin. Bei ihm ist es wie gesagt etwas größer und man benötigt schon einen kleinen Stadtplan, um sich zwischen alle den verschiedenen Villen, Pools, Restaurant, Bars und dem Strand nicht zu verlaufen. Als kleine Hilfe gibt es jedoch auch einen Shuttleservice. Aber im Großen und Ganzen ist es eben eine All-Inclusive-Anlage wie man es gewohnt ist. Genau das richtige um in Ruhe am Strand oder Pool zu relaxen, eines der Wassersportangebote zu nutzen. Doch um nur dies zu tun, dafür ist der Flug nach Mexico dann wohl zu lang. Immerhin dauert es von Deutschland aus gut elf Stunden.
Apropos Flug. Eurowings bietet die Route an. Allerdings sollte man da darauf achten welchen Tarif man bucht. Ansonsten zahlt man für alles Extra: Zweitgetränk 2,50 Euro, Videoprogramm 9,50 Euro Kopfhörer 3,50 Euro und besonders dreist ist, dass für eine Decke 5,90 Euro verlangt werden. Selbst den Stewardessen war dies unangenehm. Doch das nur am Rande.
Wer also die Entscheidung für Mexico trifft, tut dies sicherlich auch aus kulturellen Gründen. Bietet doch die Halbinsel Yucatán eine Menge Maya Geschichte. Offenbar wussten auch die einstmals alleinigen Bewohner der Region wo es schön ist. Besonders deutlich wird dies beim Besuch der Ruinen von Tulum. Direkt am Meer gelegen lassen sich dort Pyramiden und eine komplette historische Stadtanlage besichtigen. Mit eigenem Strand an einer malerischen Bucht.
Ein heutiger Immobilienhändler würde dazu wohl 1A-Lage sagen. In Tulum lohnt dann übrigens eine kleine Pause am Pico Beach. Dort finden sich eher kleine individuelle Herbergen und urige Restaurants direkt am Strand. Eben anders als in einer All-Inclusiv-Anlage. Interessant auch der Besuch in Coba, gut eine Stunde Busfahrt ins Landesinnere. Mitten im Urwald. Dort kann man eine Pyramide sogar besteigen. Wie gesagt, man kann. Muss aber nicht. Denn zum einen ist es in Mexico schon schweißtreibend genug und zum anderen ist es auch ein wenig gefährlich. „Vermutlich wird das aber sowieso bald untersagt, um die Pyramide nicht noch weiter abzunutzen“, meinte einer der Guides.
Nicht ganz all-inclusive sind etliche lohnende Angebote rings um die Hotelanlagen. Denn nicht nur das Meer machte die Lage für die Maya attraktiv. Vor allem die Cenotes, von denen es Hunderte gibt, waren überlegenswichtig. Diese mit Süßwasser gefüllten Löcher sorgten fürs Überleben. Der Menschen und der Pflanzen. Heute sind es Touristenhotspots.
So im Vergnügungspark XCaret. So eine Art natürliches Disneyland. Strand, Reitershow, Tauchen, Restaurants, allerlei Tiere sind zu besichtigen. Jedoch nicht wie im Zoo hierzulande. Eher ganz natürlich. Und man kann eben in einem Fluss, der Cenoten bildet schwimmen. Teils unterirdisch. Gänzlich unterirdisch ist man im erst vor einigen Jahren zufällig entdeckten Rio Secreto unterwegs. Dort geht es eineinhalb Stunden lang bis zu 25 Meter unter der Erde vorbei an Stalaktiten und Stalagmiten. Zu Fuß im Wasser watend und eher gebückt oder schwimmend. Vielleicht ein Muss bei einem Besuch der Region. So wie man den Besuch der abendlichen Show im Park XCaret nicht versäumen sollte. Mexikanische Geschichte und mexikanischer Nationalstolz in zwei Stunden. Warum gibt es so etwas eigentlich nirgends in Deutschland, fragten sich da einige Besucher mit Deutschem Pass. Doch auch das nur nebenbei.
Ähnliche Parks mit den verschiedensten Möglichkeiten gibt es noch einige. Manchmal auch gleich im bzw. am Hotel. Das Sandos Caracol versteht sich als Eco-Resort und gleich um die Ecke von den Hotelvillen kann man den Urwald mit Affen, Leguanen und Nasenbären erkunden. Und auch wieder in einer Cenote schwimmen. Letzteres übrigens deutlich erfrischender als Meer oder Pool. Eine Reise an die Riviera Maya bietet eben mehr als Faul-Am-Strand-Liegen. Dafür würde es wohl reichen ein näheres Ziel, etwa Griechenland, Kroatien oder den Klassiker Mallorca anzusteuern.
Ein wenig an Mallorca oder besser gesagt an den Ballermann erinnert fühlt man sich jedoch dann in der City von Playa del Carmen. Am Strand ein Hotel am anderen, dazu Bars aus denen Musik schallt. Ein paar Meter entfernt, parallel zu Strand die Fith Avenue. Eine Fußgängerzone mit dem üblichen Touristennippes. Dinge, die die Welt nicht braucht. Man fragt sich wieso eigentlich jedes der vielen Geschäfte den gleichen Kram feil bietet. Auch dort wieder eine Bar an der anderen und überraschend viele italienische Restaurants. Na jedenfalls dem Namen nach italienisch. Immerhin gibt es in einer Seitenstraße noch das La Cueva del Chango. Mexikanische Küche wie aus dem Kochbuch. Dazu gute Weine aus dem Land der Maya.
Und so wie einst Acapulco durch einige Hollywoodstars bekannt wurde, weil sie hier ihre Sommer verlebten oder Häuser kauften, hat auch Playa del Carmen seinen Hollywoodhotspot. Leicht zu finden an der Calle 12 Norte. Eine Disco und Bar reiht sich an die andere. Die längste Schlange ist vor dem Coco Bongo, wo vor Jahren Jim Carrey und Cameron Diaz den Film Die Maske drehten. Am besten lässt sich der Name Coco Bongo wohl mit dem Begriff Hexenkessel umschreiben. Show- und Discopalast. Allein ist man da jedenfalls nicht.
Mexico bietet an der Riviera Maya eben alles: Spiel, Spaß und Überraschung und nicht zuletzt entspannte Tage. Ganz wie man es sich selbst gestaltet. Und so neu ist der Run nach Mexico ja nun auch nicht.
Immerhin sangen die Les Humphries Singers schon 1972: Mexicoooo, Mexicoho, Mexicoooo, Mexicooohohoho.