Von Honza Klein
Es ist genau der richtige Ort zum Entschleunigen. Und damit ist nicht das langsame Internet gemeint. Vielmehr ist letzteres ein Beitrag. Vielleicht will es einem sagen: es gibt wichtigeres. Etwa türkisblaues Meer - genau so ein türkis, wie man es von diesen kitschig wirkenden Katalogfotos kennt, nur eben in echt - Palmen, weißen Sand (Stichwort Katalogfotos) und Ruhe. Ganz viel Ruhe. Letztere wird nur vom hin und wieder vom Brummen eines Wasserflugzeuges unterbrochen.
Kanifushi Island, Lahaviyani Atoll, Malediven, Atmospere Resort.
Wäre der Begriff nicht schon so abgenutzt, Paradies würde passen. Von Male aus erreicht man die Insel nach gut 30 Minuten. Mit dem Wasserflugzeug. Unten liegen wie an einer Perlenschnur aufgefädelt die kleinen Farbtupfern gleichenden Atolle. 26 gibt es mit 1190 Inseln. Auf 109 von ihnen findet man ein Touristenresort. Immerhin 800 Kilometer weit erstreckt sich der Inselstaat von Nord nach Süd. In Ost-West-Richtung sind es 130 Kilometer.
Doch es gibt noch Platz für weitere Resorts. Im Sommer etwa kommt eines der Atmosphere Gruppe hinzu. Insgesamt sind 60 neue Anlagen auf 15 Atollen geplant. Ist doch der Tourismus Haupteinahmequelle des Landes. Die grossen Hotelbetreibernahmen sind vertreten - Four Seasons, Jumeirah, Sheraton, Conrad, W-Hotels, Hilton - und eben auch Atmosphere. Ein Unternehmen aus den Malediven. Zwei Resorts gibt es bereits, im Juni 2016 kommt, wie gesagt, das dritte hinzu. „Wir planen aber schon weiter“, erzählt John Bendtsen. Er ist Hotelchef im Atmosphere Kanifushi. "Irgendwo in Asien werden wir sicherlich auch bald weitere Resorts eröffnen", erzählt er. Er selbst ist aber erst einmal glücklich auf Kanifushi. „Ich arbeite dort, wo andere Urlaub machen und mache dort Urlaub wo andere leben.“ Gerade war er eine Woche in Bangkok. „Endlich mal wieder shoppen und viele Menschen um einen herum“, lacht der Däne, der in Australien aufgewachsen ist und schon in vielen Hotels in Asien arbeitete. Beides ist auf seiner Insel eher schwierig. Die Insel ist übrigens fast ein Riese für maledivische Verhältnisse. Eineinhalb Kilometer lang! Aber nur gut 40 Meter breit. Doch eben groß genug, dass es sogar einen Busverkehr mit Golfcars gibt. Diese fahren an den 132 Villas vorbei und bringen die bis zu 350 Gäste zu den verschiednen Restaurants oder Ausflugsstationen.
Totz der für maledivische Verhältnisse vielen Gäste auf einer Insel hat man nie das Gefühl, dass da noch viele andere wären.
Neben dem sich an der einen Inselseite fast 1,5 Kilometer entlang ziehenden Strand, kann man in zwei grossen Pools planschen (der eine soll übrigens einer der größten der Malediven sein), es gibt Fitnesscenter, Tauchschule, Kinderclub, vier Restaurants, zwei Bars. Und man kann sogar Rad fahren. Ein Dollar pro Tag ist dafür die Miete. Bei dem Preis könnte man vielleicht ganz darauf verzichten. Die Strandvillen haben alle Blick auf das Meer und einige sogar einen eigenen kleinen Pool vor der Terrasse.
Die beste Reisezeit ist nach Meinung des Hotelchefs der November. Im Sommer kann es schon mal regnen. Dann ist es etwas schwierig. Schließlich ist man auf einer Insel. Da sind die Schlechtwetteralternativen nicht so riesig. Aber zum Glück ist das eher Ausnahme. So liegt man entweder den Tag über am Strand wahlweise an einem der Pools, genießt dazu einen Cocktail. Oder auch zwei, oder drei... Oder man nutzt eine der vielen Wassersportmöglichkeiten. Eine Option ist auch Beachvolleyball. Dies ist jedoch angesichts des schwülen Klimas extrem schweißtreibend. Aber es soll ja Fans geben. Einziges kleines Manko: Kanifushi verfügt über kein eigenes Hausriff. So ist man auf die zwei Mal am Tag angebotenen Schnorchel bzw. Tauchtouren per Boot angewiesen. Da geht es dann ein paar Minuten aufs Meer raus zu verschieben Hotspots.
Möglich sind auch Ausflüge auf eine Einheimischeninsel und auf unbewohnte Eilande. Und von einem kann man auf den Malediven nie genug bekommen. Täglich sensationelle, ins kitschige abgleitende, schwer romantische Sonnenuntergänge und im Anschluss einen Sternenhimmel wie man ihn aus dem lichtdurchfluteten Mitteleuropa kaum noch kennt.
2016 waren die Malediven offizielles Partnerland der ITB in Berlin. Vielleicht finden nun noch mehr deutsche Urlauber den Weg auf eine der Inseln. Fernreisen liegen im Trend. Nicht zuletzt wegen des Wegbrechens etwa von Ägypten, Tunesien und der Türkei, weil dort die Angst vor Anschlägen herrscht. Ob berechtigt oder nicht, diese Länder sind die derzeitigen touristischen Verlierer. Möglicherweise ist eine deutsche Autobahn jedoch gefährlicher und im Stau steht man dort ja bekanntermaßen auch mitunter.
Apropos Stau. Den kann man sogar auf den Malediven manchmal erleben. Am neben dem internationalen Flughafen liegenden Flughafen (hier trifft die Bezeichnung Hafen wirklich mal zu) stauen sich an manchen Stunden des Tage die Wasserflugzeuge der Transmaldivian Airways (tma). Schon dieser Flug zu seinem Resort ist für den Urlaubsgast ein Erlebnis. Hotelchef auf den Malediven mag ein Tarumjob sein. Pilot bei der tma sicherlich auch. Eigentlich schade, dass das neue Resort der Atmosphere Gruppe im Nord Male Atoll liegt. Dorthin gelangt man in 30 Minuten mit dem Boot.
In jedem Fall sind die Malediven eines der touristischen Traumziele weltweit. Gute Atmosphere eben.