Ein Land ohne Touristen

Entdeckungsreise in Kolumbien

Von Honza Klein

Als ich Kollegen und Freunden erzählte, dass ich zwei Wochen nach Kolumbien reisen werde, hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Die häufigste Reaktion war: „Pass auf Dich auf.“ Assoziiert man Kolumbien doch als erstes mit Drogenbanden,

Entführungen eben ganz schlicht mit unkalkulierbarer Kriminalität. Jedoch schon oft habe ich bei der alljährlichen Internationalen Tourismusbörse den Stand des südamerikanischen Landes besucht. Nun also auf.

Nach gut zwölf Stunden Flug hat man es geschafft. Und landet dort wovon all die Konquistadoren wie Francisco Pizzarro oder auch Hernán Cortéz und vor ihnen auch Christoph Kolumbus geträumt haben: El Dorado. So auch der Name der des Flughafens der kolumbianischen Hauptstadt.

 

Bei der Fahrt in die Sieben-Millionen-Einwohner Stadt kommt indes kein Gefühl von sagenhaftem Reichtum auf, wie man ihn mit dem Begriff El Dorado verbindet. Eher schmucklose Häuser. Als ich im Hotel frage, welche Sehenswürdigkeiten ich gesehen haben müsse, empfiehlt mir der Concierge ein nahegelegenes Shoppingcenter. Die Zuständige der Tourismusagentur meint ich solle mir irgendeine Bar anschauen. Und überhaupt sei es in der Stadt nicht so sicher. Ich lasse mich nicht abschrecken und sage dem Taxifahrer er solle mich in die City bringen. Schnell wird klar,

 

Bogota gehört nicht zu den Städten die man gesehen haben muss. Immerhin rings um den Präsidentenpalast gibt es so etwa wie eine Altstadt mit einigen historischen Gebäuden aus der spanischen Kolonialzeit.


Doch gleich um die Ecke drängen sich tausende Menschen auf der Straße. Jeder versucht irgendetwas zu verkaufen und mittendrin fühle ich mich wie ein Außerirdischer. Sieht man in anderen Metropolen der Welt Touristen flanieren, fühlt man sich in Bogota doch sehr allein.

Gut zwei Millionen Touristen soll das Land pro Jahr haben. Angeführt von Spaniern (89.000), Deutschen (39.000) und Franzosen (34.000). Diese Zahlen sollen nun steigen. Gerade erst hat Kolumbien wieder auf der ITB in Berlin mit einem großen Stand für sich geworben. Magie ist da ein Wort das oft benutzt wird. Und in der Tat verfügt das land über einige Gründe es zu besuchen.

 

Als einziges südamerikanisches Land kann Kolumbien Strände zweier Ozeane bieten. Pazifik im Westen, Karibik im Norden. Ganz im Süden trifft das Wort Magisch ganz sicher zu. Dort fließt der Amazonas ein Stück durch das Land. Im Grenzgebiet Peru, Brasilien. Im Landeinneren gibt es wilde Berglandschaften und verträumte kleine Orte wie man sie sich in Lateinamerika besser nicht vorstellen kann.

Etwa der kleine Ort Jardin, der mitten in der Kaffeeregion des Landes liegt. Die nicht allzu weit entfernte zweite Metropole Kolumbiens, Medellin, lockt immerhin mit einer landschaftlich interessanten Lage, einem schönen Naturpark gleich am Stadtrand und einer pulsierenden Kneipenszene.

Dazu ein ganzjähriges Frühlingsklima. Und die Zeiten der Drogenkriege sind längst vorbei. Touristisches Potential ist als da.

 

Die Tourismusverantwortlichen indes setzen vor allem auf Naturtourismus. Wandern, Reiten, Klettern. „Wir wollen nicht in Konkurrenz zu den anderen Karibikanbietern treten“, sagt mir ein Reiseleiter. Warum, sagt er nicht. Als wir mit dem Boot von Leticia aus den Amazonas hinauf fahren kommen wir an einer Insel vorbei auf der Affen leben sollen. Außerdem befindet sich dort ein Ressort. Doch wir halten nicht an. „Zu touristisch“, so die Aussage des Guides.

 

Warum es in den Unterkünften am Amazonas, die wir in den nächsten Tagen bewohnten nicht mal ein Bier oder Wein oder Rum oder so gibt, erschließt sich auch nicht. Könnte man doch mit den Einnahmen die touristische Infrastruktur stärken. Bzw. erst einmal aufbauen. Denn bisher ist kaum etwas vorhanden was die Bezeichnung verdient. Dazu zählt auch dass nicht mal in den Hotels in Bogota oder Medellin Englisch selbstverständlich ist.      

„Columbia is magical Realism“, lautet der Werbespruch von Columbia Travel. Leider jedoch wird die Magie von zu viel Realismus überstrahlt. Mit meinem französischen Kollegen bin ich mir zum Ende unserer zehn Tage in Kolumbien einig, dass es schwer sein wird die Touristenzahl zu erhöhen. Ich indes muss nun wohl doch noch einmal wieder kommen. So in zwei drei Jahren. Dann ist die erste Ernte von dem Kaffeestrauch reif, den ich pflanzen durfte.