Whiskyleidenschaft im längsten Tal Schottlands

Auf ein Glas mit Prinz Charles

Von Honza Klein

Beim Einchecken auf dem Flughafen in Amsterdam stehen vor mir zwei Herren mit Duty Free Tüten. Jeweils zwei Flaschen Whisky darin. Eine Situation, bei der man mit Fug und Recht die sprichwörtlichen Athener Eulen bemühen kann oder wie es in Berlin heißt: »Man geht doch nicht mit einem Bier in die Kneipe.« Schließlich geht die Reise nach Schottland, der Heimat des Wassers des Lebens. Dort mitten in der Speyside (nach dem Fluss Spey) ist die seit 1824 die Heimat von The Glenlivet. Fast zweihundert Jahre Geschichte. Zeit eine neue Destillerie zu eröffnen.

 

Zehn Millionen Pfund investierte das Unternehmen Pernod Ricard, zu dem The Gelnlivet seit 2002 gehört. »Wir sollen damit weltweit  zur Nummer Eins auf dem Markt werden«, sagte Vorstandschef Patrick Ricard bei der Eröffnungsfeier. »In den USA sind wir es schon«, fügte er nicht ohne Stolz hinzu. Dass indes nicht nur Masse wichtig ist, davon konnten sich die Gäste der Feierlichkeiten an mehreren Tagen überzeugen. Und – ungewöhnlich – vier Tage bei fast sommerlichem Wetter in Schottland.

Es ist schon beeindruckend wenn man das erste Mal im großen Saal mit den Kupfer-Brennblasen steht. Ein wenig wirkt es wie in einem Operationsaal oder vielleicht in einem Kraftwerksleitstand. Alles auf Hochglanz poliert, fast keine Geräusche außer einem leichten Brummen und einem leichten Plätschern. Etwas erhöht sitzt ein Mann vor etlichen Computerbildschirmen. Er ist einer von nicht einmal einem Dutzend, die nötig sind, The Glenlivet werden zu lassen. Denn das wichtigste ist Zeit (mindestens zwölf Jahre), die das Destillat im Anschluss in Fässern lagert, natürlich die Erfahrung der Whiskyherstellung und gutes Wasser.

 

Dieses liefert in diesem Fall der Fluss Livet, was mich zu der Überschrift zurückkehren lässt. Denn das Tal des Livet ist keinesfalls das längste Schottlands. Als George Smith im Jahre 1824 nach erbittertem Widerstand gegen Schmuggler und bestehende Gesetze als Erster im Tal des Livet das offizielle Recht zum Brennen erwarb, ahnte er nicht, dass ein viel härterer Kampf erst noch bevorstehen sollte. Mit wachsendem Erfolg stieg auch die Zahl der Neider und Gegner, die ebenfalls von diesem profitieren wollten. So verwendeten zahlreiche Brennereien den Zusatz Glenlivet, der mittlerweile als Synonym für außergewöhnliche Qualität galt, auch über die Grenzen der Speyside hinaus.

 

Da sich immer mehr Destillerien aus der Gegend dazu zählten, wurde das Glenlivet bereits spöttisch das längste Tal Schottlands bezeichnet. Erst 1884 bestätigte ein Gericht offiziell die Namensrechte von The Glenlivet.

Nachfolger von George Smith ist nun Alan Winchester, der nun schon mehr als 30 Jahre Whiskyerfahrung hat. Auf die Frage, wie viel des schottlischen Nationalgetränks er in dieser Zeit schon verkostet hat, antwortet er nur mit einem schmunzeln. Man merkt ihm an dass er keinen Beruf hat, sondern eine Leidenschaft. So st er nicht nur Master Distiller von The Glenlivet sondern auch Präsident der Malt Distillers Association und Chef des schottischen Institute of Brewing and Distilling. »Egal ob The Glenlivet 12, 15 oder 18 Years Old wir sind mit viel Liebe dabei, jeweils das Beste in die Flaschen zu füllen«, sagt Winchester.

Zum Jubiläum indes präsentierte er eine ganz besondere Kreation. Ausgewählt aus einigen kostbaren Fässern füllte er 21 Jahren alten Single Malt in genau 1824 Flaschen. The Glenlivet Founder’s Reserve gibt es jedoch nur im Besucherzentrum der Destillerie in Ballindaloch. Für Whiskyfreunde vielleicht ein Grund den Sommerurlaub kurzfristig nach Schottland zu verlegen. Prince Charles jedenfalls war begeistert von dem Tropfen den Winchester ihm im großen Saal mit den Brennblasen kredenzte. Und später wanderten drei Flaschen mit in den Royalen Hubschrauber.