Von Honza Klein
Vom Flughafen Heathrow gelangt man mit der U-Bahn direkt ins quirlige Swinging London. Als Ausgangspunkt für ein paar Tage in der Metropole hat das Jumeirah Hotel genau die richtige Lage. Alles ist zu Fuß erreichbar.
Manchmal ist es schon traurig, wenn die Verpackung und das, was sich darin befindet, nicht so recht übereinstimmen. Doch wie heißt es doch so schön: Auf den Inhalt kommt es an. Damit tröste ich mich, als ich die Sloane Street im Herzen Londons herunterspaziere und vor einem 18 Etagen hohen grauen Klotz stehe, der auch gut und gerne in jeder Vorstadt zu erwarten wäre. London hat eben auch seine Bausünden. Aber seien wir gnädig. 1961 wurde eben so gebaut. So biege ich ab zum Cadogan Place und schon sieht es aus, wie man es von einem Haus mit dem Namen Jumeirah erwartet. Englische Butler in der Einfahrt, ein Bentley steht für die Gäste bereit, die Tür öffnet sich zu einer gediegen britischen Halle.
220 Zimmer hat das Haus, welches übrigens das einzige der in Dubai beheimateten Luxushotelgruppe ist. Zu Jumeirah gehört das Burj Al Arab, welches als luxuriöseste Herberge der Welt gilt. Doch bleiben wir in der Capitale an der Themse. Je nach Zimmerlage schaut man zum Cadogan Park oder in Richtung Hyde Park. Der Buckingham Palace ist ebenfalls nicht weit. Gut 20 Minuten zu Fuß und man steht vor der Haustür der Queen. Die durfte aber wohl geschlossen bleiben.
Offen ist dafür Shoppingadresse Nummer eins. Das Harrods – ebenfalls nur gut 20 Minuten Fußweg entfernt. Wer indes wirklich nach London kommt, um mal so richtig die Kreditkarte glühen zu lassen, wird etwas länger benötigen. Auf dem Weg zum Harrods finden sich an der Sloane Street die meisten Luxusmarken der Welt: Prada, Gucci, Chanel, Hermes… Zentraler kann man also nicht wohnen in der Hauptstadt des einstigen Empires. Davon finden sich rings um das Hotel etliche Zeugnisse vor allem viktorianischer Baukultur. Die Zimmer im Jumeirah sind derweil unspektakulär. Und das ist an dieser Stelle bei Weitem keine Kritik. Es ist nur eben so, wie man es von einem Haus mit diesem Namen erwartet. Bequeme Betten, schöne Sofas, iPod-Anschluss an eine Bose-Anlage, Flachbildfernseher, der in einer kaum auffallenden Box verschwindet, so man ihn nicht benötigt, und exklusive Bäder mit wunderschöner Wanne, aber natürlich auch riesiger Dusche.
Eines fällt jedoch auf, als die Marketingmanagerin die verschiedenen Zimmer und Suiten zeigt. Die 58 Suiten sind deutlich kleiner als beispielsweise in vergleichbaren Berliner oder Hamburger Hotels. „Wir haben hier leider nicht so viel Platz“, meint Alyssia Creemer fast entschuldigend. „Das Haus ist eben von 1961.“ Erst im Jahr 2001 übernahmen die Hoteliers aus Dubai. Trotz der baulichen Gegebenheiten schufen sie ein Refugium zum Wohlfühlen. Keines der Zimmer wirkt überladen, eher britisches Understatement überwiegt. Dies spürt man übrigens bereits, wenn man die Halle betritt und die fast immer gut besuchte Loungebar vor sich hat. Teeservice überwiegen auf den Tischen. Und das nicht nur zur klassischen Teatime at Five.
Gleich daneben liegt für den Abend eine kleine, sehr glitzernde Bar, die Gilt Champagne Lounge. Ein guter Platz, um nach einem langen Tag in London zu entspannen. Zuvor sollte der Jumeirah-Gast (aber auch derjenige, der unverständlicherweise in einem anderen Hotel sein Haupt bettet) einen Tisch im Rib Room reservieren. Man muss vermutlich lange suchen, um bessere Steaks zu bekommen. Und da das Hotel wie bereits erwähnt mitten in der Stadt liegt, kann man vielleicht auch einen kleinen Spaziergang zu einem der urigen Pubs unternehmen. Schwierig allerdings für die Liebhaber gut gerollten Tabaks. In Großbritannien herrscht generelles Rauchverbot in geschlossenen Räumen. „Wir planen hier im Anschluss an die Bar im Rib Room, demnächst eine Raucherterrasse einzurichten“, erzählt die Marketingchefin.
Unbedingt erwähnenswert ist The Peak. So heißt der Fitness- und Wellnessbereich. Müßig zu erwähnen, dass es verschiedene Saunen, Pools und Sportgeräte gibt. Das Klacken eines Golfballs macht mich jedoch stutzig. Mitten in London kann man unter fachkundiger Anleitung seinen Aufschlag trainieren und kommt sich fast vor wie irgendwo vor den Toren der Stadt in einer Parklandschaft. Virtuelle Welten machen es möglich. Gar nicht virtuell sind die Preise. Sie starten normalerweise bei 350 Pfund für ein Zimmer. Jedoch gibt es beispielsweise spezielle Angebote, etwa zur Weihnachtszeit (ab 208 Pfund), oder auch Shoppingpakete (ab 231 Pfund) mit einem Einkaufsgutschein zum vielleicht schönsten Londoner Kaufhaus Harvey Nichols, nur einen Steinwurf entfernt. Ach, das sei zum Schluss noch erwähnt: Der Jumeirah Carlton Tower ist nicht ganz das einzige Haus mit dem Namen Jumeirah in Europa. Gleich neben dem Hochhaus liegt das Jumeirah Lowndes Hotel, welches mit seinen 87 Zimmern ein wenig intimer ist. Sämtliche Annehmlichkeiten des großen kann man jedoch auch von dort aus genießen. Und rings herum pulsiert die Großstadt.