Wolfgang Joop - Das Potsdamer Wunderkind

Von Honza Klein

Zu Beginn unseres Gespräches passiert mir ein kleiner Fauxpas. Es ist natürlich kein Laden in dem ich mich mit Wolfgang Joop zum Gespräch niedergelassen haben. „Ich bin ja schließlich kein Ladenbesitzer“, entgegnet er mir als ich ihm sage dass mir das Geschäft sehr gut gefällt. Archiv ist die Bezeichnung die er für die Räume in einer Remise gegenüber des Potsdamer Stadthauses gewählt hat. „Ich zeige hier Arbeiten von mir aus verschiedenen Zeiten“, meint er. „Aber natürlich kann man diese auch kaufen.“ Manchmal indes sei er ein bisschen traurig wenn ein Stück von ihm geht.

 

So finden sich Modelle verschiedener Modenschauen (meist Einzelstücke)  auf den Garderobenständern. Mit dem Namen Wunderkind versehen. Seinen eigenen Namen - oder besser gesagt die Modemarke seines Namens hat er bereits 1998 für mehr als 150 Millionen Mark verkauft. „Wunderkind ist also meine zweite Karriere in der Modebranche“, erzählt er. Dabei ist Joop viel mehr als Modemacher. Er malt, hat als Schauspieler und Journalist gearbeitet, als Kunsterzieher, ist Bildhauer und Buchautor. „Vielleicht bin ich ein Wunderkind“, beantwortet er meine Frage danach. Indes ist er dabei immer unprätentiös und man ist sich sicher dass er recht hat mit seiner Selbsteinschätzung. Er ist einfach jemand der sympathisch ist und den Anschein erweckt sich selbst nicht ganz so ernst zu nehmen. Seine Arbeit indes ist ihm immer wichtig. Da ist er ganz Perfektionist.

 

Vielleicht ist das ein Stück seiner durch und durch preußischen Herkunft geschuldet. In Potsdam geboren verbrachte er seine Kindheit direkt neben Schloss Sanssouci. „Schon damals habe ich mich in die Zeit Friedrich des Großen geträumt und vielleicht sind wir ein wenig seelenverwandt.“ Auf musischen Gebiet mag das ganz sicher so sein. „Ach“, sagt er, „das ist nicht das einzige.“ Schließlich sei die Modewelt ein Schlachtfeld. Da habe er auch das eine oder andere Mal in den Krieg ziehen müssen. Jetzt indes träumt er davon wieder mehr als bildender Künstler zu arbeiten. „Ich möchte wieder mehr Ölbilder malen.“  Nun ja – Langeweile ist wohl ein Wort dass man mit Joop nicht in Verbindung bringen kann. In jedem Fall scheint der Mann, der sicherlich zu den bekanntesten Modeschöpfern Deutschlands gehört, angekommen zu sein. Jedenfalls örtlich gesehen.

 

„Ich hatte mein Leben lang eine Sehnsucht nach Potsdam“, sagt er. „Ich habe in New York gelebt, in Hamburg, Monte Carlo doch immer war da Potsdam in meinen Gedanken.“ Dann zitiert er seine Großmutter: „Berlin ist 30 Kilometer von Potsdam entfernt.“ Man merkt ihm wirklich an, dass er seine Geburtsstadt liebt. „Es ist hier nicht großstädtisch aber auch nicht provinziell. Hier ist es weltstädtische.“ Zwanzig Jahre ist er jetzt schon wieder zurück an seinem Sehnsuchtsort. Ganz perfekt ist es jedoch nicht. „So ein Ort wie die Paris Bar in Berlin“, fehlt. „Wo sich interessante Menschen unterschiedlichster Art treffen.“ Auf dem Hof wo das Wunderkind-Archiv jetzt beheimatet ist, steht noch eine weitere Remise leer. „Dort kommt ein Café rein“, erzählt Joop. Wer weiß. Vielleicht wird das der fehlende Stein zu seinem perfekten Potsdam. Und ansonsten – nach Berlin sind es nur 30 Kilometer...

 

Bei der Verabschiedung meint er zu mir: „Im Herbst müssen wir uns wieder sehen. Ich überarbeite gerade 700 Seiten meiner Biografie. Da gibt es sicherlich noch ein paar mehr Geschichten zu erzählen.“ Ich freue mich darauf.