Von Honza Klein
Wenn man auf dem Weinberg oberhalb der Elbe steht. schweift der Blick über die Rebstöcke hinaus zum Lustschloss August des Starken. Wie mag dort wohl gefeiert worden sein? Und womit? Vielleicht mit Traubensaft vom Hügel der heute Karl-Friedrich Aust gehört. Wird doch bereits seit fast 900 Jahren am Ufer der Elbe Wein kultiviert. Wesentlich kürzer ist die Geschichte, die Karl-Friedrich Aust zu erzählen hat. Zähl doch sein Weingut Aust bereits zu den gefragtesten Produzenten diese kleinsten Anbaugebietes Deutschlands.
Angefangen hat es vor Jahren. „Mein Vater starb plötzlich und ich musste mich nun fragen, was ich mit meinem Erbe mache“, erinnert sich der Anfang-Dreißiger. Das Erbe war das Meinholdsche Turmhaus im Elbtal. Einst Wohnhaus des Hofbuchdruckers August des Starken hatte es Austs Vater, der als Zwingerbaumeister beschäftigt war, in ziemlich desolatem Zustand noch zu DDR-Zeiten gekauft. Nach und nach wurde renoviert, ein Weinberg angelegt. Doch Aust lernte erst einmal Steinmetz an der Dombauhütte in Köln, wohnte dort sogar beim Dombaumeister. Wenn er heute an der Frauenkirche vorbei geht zeigt er stolz, wo er Hammer und Meißel angelegt hat. „Für einen Dresdner war die Arbeit an der Frauenkirche fast etwas heiliges“, sagt er mit seinem verschmitzten Buben-Lächeln. „Und natürlich ist es ein erhebendes Gefühl zu wissen, dass meine Arbeit noch in hunderten Jahren Bestand haben wird. Ganz anders als beim Wein.“
Trotzdem entscheid er sich Winzer zu werden. „Als mein Vater starb stand ich vor der Frage, was nun mit dem Turmhaus wird“, erinnert er sich. „Ich habe erst einmal beides gemacht. Steinmetz und so langsam darüber nachgedacht, die Profession zu wechseln.“ Aust lernte bei befreundeten Winzern wie etwa Georg Prinz zur Lippe, der ein paar Kilometer weiter auf Schloss Proschwitz Wein macht, hatte zuvor bereits ein Praktikum auf einem Weingut in den USA gemacht, informierte sich über Reben, Kelterei, Fässer... Inzwischen beliefert er Fünf-Sterne-Hotels und auch Alfred Biolek zählt zu seinen Fans. „Wein ist natürlich sehr vergänglich, im Gegensatz zum Stein. Aber ich liebe die Arbeit im Weinberg, zu sehen wie die Reben mit die Jahreszeiten mit den Weinstöcken spielen.“
In der Zeit der Weinlese ist er viel im Keller. Der neue Saft muss in die Fässer: u.a. Riesling, Weißburgunder, Müller Thurgau, Grauburgunder, Bacchus. Vieles macht er allein. Fast meditativ wirkt er wenn man ihn dabei beobachtet. Ein Mann mit Leidenschaft.
Wie gesagt: Wie August der Starke dort oben im Lustschloss gefeiert hat, ist nicht zu sagen. Doch dieser seiner Untertanen wäre gewiss nach seinem Plaisier gewesen. Erst recht sein Wein.