Von Honza Klein
Als wir uns auf der Terrasse vor Harrys New York Bar im Hotel Esplanade umkreisen uns immer wieder unauffällig Menschen mit ihren Handykameras. Mein Gesprächspartner kennt das schon und ist amüsiert. „Das passiert regelmäßig wenn ich irgendwo in einem Café oder Restaurant sitze“, sagt er schmunzelnd. Und in der Tat auch ich habe schon erlebt dass Andreas Graumnitz auf der Bühne stand und mich selbst Journalistenkollegen mich fragten bzw. feststellten: „Wir wussten ja gar nicht dass Marius Müller-Westernhagen hier auftritt.“ So geschehen etwa beim Berliner Hoffest im Roten Rathaus vor einem Jahr.
Graumnitz sieht aus wie Westernhagen, er bewegt sich auf der Bühne wie Westernhagen, er singt wie Westernhagen, er ist Marius Müller-Weitersagen. Jedoch ist er viel mehr als ein Double. Mehr als einmal haben Menschen wegen ihm Wetten verloren, weil sie dachten er sei nicht in der Lage auch künstlerisch zu brillieren. Immerhin hat der gebürtige Freiberger Musik studiert. In Dresden und Weimar. Dreyfuss hieß Ende der 70iger Jahre seine erste Band. Kurz 1990 traf er dann durch Zufall in den Berliner Hansa-Studios Silly-Sängerin Tamara Danz. „Mensch Marius, du hier“, begrüßte sie ihn scherzhaft. Später hörte er immer wieder: „Weißt du eigentlich wie du aussiehst?!“ Den Ausschlag gab dann ein Konzertbesuch in Hannover, erinnert er sich. „Ich war bei Eric Clapton als Konzertgast und später schrieben die Zeitungen: „Westernhagen beim Clapton-Konzert.“ Danach habe er beschlossen es zu probieren.
Ein Überraschungsauftritt in Weimar war die Premiere und wieder dachten alle es wäre das Original. Seitdem hat Andreas Graumnitz zwei Identitäten. „Das ist jedoch ein wenig Fluch und Segen“, meint er. Fluch weil die eigene Authentizität ein wenig zurück bleibt. Segen weil er trotzdem zu einer eigenen Marke geworden ist. Ein paar Mal hat er inzwischen auch das Original getroffen. „Es war ganz ok.“, meint Graumnitz. „Er hat mich sogar zu seinem Konzert eingeladen.“ Und auch dort habe es wieder manche Verwechslung im Publikum gegeben. Selbst der Kameramann, der einst mit Westernhaben einen Spielfilm drehte und den er bei einer Privatparty traf, bei der er auftrat, war verunsichert. Im Wintergarten sorgte er bei der Show Forever Young acht Monate lang für eine fulminantes Finale bei wiederum viel den echten vermuteten. Jetzt gastiert er mit dieser Show auf der Kindl-Bühne in der Wuhlheide. Die zweite Identität ist sein eigenes künstlerisches Leben als Andreas Graumnitz. „Meine Mama ist immer ganz traurig, dass nur über mich als Westernhagen oder eben Weitersagen geschrieben wir“, lacht er. Das soll sich ändern. Titel für eine eigene CD liegen schon in der Schublade. Soul, Funk, Jimi Hendrix, Eric Clapton, The Who sind die musikalischen Helden. „Toll wäre es wenn ich irgendwann auf die Bühne komme und die Leute sagen: das ist Andreas Graumnitz der auch als Westernhagen-Double sehr gut ist.“ Auf alle Fälle wird er sein Leben weiter musikalisch angehen. „Musik machen ist sehr kreativ und es sorgt dafür, dass man diszipliniert sein muss auch wenn man faul sein möchte“, sagt er zum Schluss
Noch immer umschwirren uns im Esplanade Gäste und machen heimlich Fotos. Vermutlich zeigen sie dann stolz daheim dass sie einen Promi in Berlin gesichtet haben.