Hotels als Filmkulisse

Von Heinz Horrmann

 

Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert (Oscar Wilde). Und außergewöhnlich ist Deutschlands berühmtestes Hotel, das Adlon, ganz gewiss, auch als Filmkulisse. Schon die Legende vor dem Weltkrieg war mehrmals vorzügliches Motiv und zugleich Bühne für Zelluloid-Produktionen wie „Menschen im Hotel“. Leider gibt es auf derart guten Unterhaltungsgeschmack keine Garantie.

 

Ich habe mich über die aktuelle Ausführung eines Adlon-Kino-Streifens richtig geärgert. Der 40 Millionen Thriller „Unknown“, der in Amerika geradezu sensationell angelaufen ist, stellt die edle Berliner Herberge, das deutsche Hotel, dass man auch in den USA kennt, als Domizil mit schlechtem Service und kritikwürdigen Sicherheitsmängeln dar. Völliger Blödsinn, aber was schließlich rauskommt, wenn die letzte Klappe gefallen ist, weiß man ja nie so genau.

Normalerweise sind Filme in Hotels geradezu unbezahlbare Werbung für das Objekt. Was wäre das „Regent Beverly Wilshire“ ohne „Pretty Woman“? Würden Sie sich an die rot gedeckten Türme des „Coronado Beach Hotels“ in San Diego erinnern, wenn sie nicht ständig im Marilyn-Monroe-Klassiker „Some like it hot“ zu sehen wären? Wie oft haben wir das „Fairmont“ in San Fransisco erlebt, das Basis des TV-Spektakels „Hotel“ war? Bei den älteren Gästen lebt das „Chateau Marmont“ in Los Angeles immer noch als Herberge für den Dennis-Hopper-Film „Colors“.

 

Besondere Hotels als Filmkulisse, da steht der Südseetraum, das Bora Bora-Hotel in Französisch-Polynesien, im Blickpunkt. Unzählige romantische Südsee-Geschichten wurden hier abgedreht, selbst noch kurze Zeit, bevor die wunderbaren Overwater-Bungalows, die das Gefühl vermitteln, auf der Lagune zu schweben, komplett erneuert werden. Die schönsten Hotels, der beste Service, der aufregendste Blick aus dem Fenster. Kriterien, Domizile einzuordnen und zu bewerten, gibt es genug. Eine etwas andere Hotel-Hitparade ist das Erleben besonderer Film-Orte, die diese Hotels berühmt gemacht haben.

 

Spitzenreiter, was die Zahl der Filme angeht, ist das mehrfach restaurierte Plaza in New York. „Kevin allein in New York“ hat wohl jeder gesehen. Die gewaltige „Hotel-Burg“ am Central Park spielte eine Hauptrolle. Die Meisterwerke „Grand Hotel“ mit Greta Garbo und „Monte Carlo Story“ mit Marlene Dietrich wurden im „Hotel de Paris“ gedreht. Im farbenprächtigen Indien mit Herrscherpalästen und Maharadscha-Denkmälern drängen sich unzählige Hotels geradezu auf für farbige Leinwandgeschichten. Die Paläste von Jaipur und Amber sind die besten Beispiele. Das berühmte Hotel „Lake Palace“ am Lake Piccola bei Udaipur war Schauplatz für den „Tiger von Eschnapur“. Das aus Marmor und Sandstein gefertigte Gebäude dient auch heute noch als berühmte Filmkulisse. Der James-Bond-Streifen „Octopussy“ hat entscheidend zum Maharadscha-Mythos beigetragen. Eine gute Reklame für die Hotels sind sie allemal.

 

Und manchmal inspirieren besondere Hotels allein schon Filmemacher und Drehbuch-Autoren nachhaltig. Agatha Christie hatte Brown’s Hotel in London, das heute Rocco Fortes Flaggschiff ist, zu ihrem persönlichen Lieblingshotel auserkoren. Das führte dazu, dass sie Miss Marple in diesem Domizil mitten in der City am liebsten auf Verbrecherjagd schickte. Auch ein Weg.