Von Heinz Horrmann
Die Begeisterung für ungewöhnliche Schönheit umarmt die Welt: Der Anden-Blick vom Orient-Express-Hotel - einfach fabelhaft, die Aussicht vom Hayman-Resort auf das Inselparadies des Great Barrier-Reefs - für mich ebenso atemberaubend wie die endlose Weite des Meeres, vom Ritz–Carlton-Balkon in Miami Beach betrachtet, oder nehmen Sie die türkisfarbene Lagune vor dem Vatulele-Resort auf den Fidschi-Inseln, unvergesslich. Unerwähnt darf auch nicht die totale Weltstadt-Faszination vom Four Seasons auf die Häuserschluchten Manhattans bleiben. Das sind nur einige der am häufigsten genannten Beispiele für den spektakulären Blick aus dem Hotelfenster. In der Abteilung „beeindruckende Historie“ oder „das aufgeblätterte Bilderbuch der Geschichte“ ist für mich das Hotel Hassler in Rom, direkt an der Spanischen Treppe, schlichtweg unschlagbar. Rom ist das beliebteste Städte-Ziel für Osterreisen, aber ganz verstärkt auch als Winterziel gebucht.
Das einmalige Geschenk, die Ewige Stadt aus der Vogelperspektive erleben zu können mit allen Baudenkmälern auf sieben Hügeln, hat die Schweizer Hoteliers-Familie Wirth vervielfältigt. Das Hotel Hassler, mit dem wohl klingenden Zusatz „Villa Medici“, offeriert diesen Blick aus fast allen Zimmern und Suiten und natürlich vom Dach-Restaurant. Viele Wege führen nach Rom, zwei Möglichkeiten gibt es, zu diesem, von der Außenansicht schlichten, Haus zu gelangen. Von einem „Aufstieg“ muss man sprechen, das traditionsreiche Hotel liegt auf dem Pincio, einem der Hügel Roms, von dem schon Ordensgründer San Francesco di Paola vor 500 Jahren schwärmte, er sei der schönste Platz der ganzen Stadt. Entweder muss der Besucher die 138 marmornen, gewundenen Stufen der Spanischen Treppe emporsteigen oder durch die schmale Via Sistina über das alte Kopfsteinpflaster der Piazza Trinità dei Monti anreisen.
Die amerikanischen Präsidenten Eisenhower, Truman und Kennedy kletterten zum Hassler hinauf, Charly Chaplin, Jeanne Moreau ebenfalls. Für Bill Gates ist stets die Villa Medici-Suite reserviert mit der weitläufigsten Terrasse, die in Rom zu finden ist. Um die Exklusivität des Hauses und der Gäste zu garantieren, heißt die Devise des Hassler: keine großen Incentive-Gruppen, keine lauten Veranstaltungen. Die konsequente Ausrichtung schließt auch große Namen ein: Zwei Mal wies das Management die Sängerin Madonna, die hier zu logieren trachtete, einfach ab. Man wollte nicht mal für einen Tag, dass die Atmosphäre des Hotels durcheinander gewirbelt würde.
Ruhe, Lebensfreude der feinen Art und Tradition sind die Säulen des Hassler. Bereits im Jahr 1885 hatte der Graubündner Albert Hassler das Hotel an der Piazza Trinità dei Monti gegründet, das bald zur ersten Adresse in Rom wurde. 1915 stieg Oscar Wirth in das Management des Hassler ein. Sein Hotel wurde regelmäßig aufgefrischt, verbessert, veredelt. Stets erhalten blieb die gediegene Eleganz eines herrschaftlichen Wohnhauses. Die samtenen Sessel im „Salotto“ laden zum ersten Cappuccino oder Aperitif ein. Um Gäste kümmern sich 170 dienstbare Geister, ein Angestelltenschnitt, der zu den höchsten in Europa gehört. Ergebnis ist ein aufmerksamer und stets um das Wohl der Gäste bemühter Service und ein hervorragender Zustand des zum Teil historischen Inventars.