Von Wolfgang Wieland
Gelb-grün statt grün. Genauer gesagt neon-gelb-grün ist die Farbe, an der man den aktuell sparsamsten Porsche von außen erkennt. Alle vier Bremssättel und der Hintergrund der Schriftzüge sind in dem auffallend hell-grellen Farbton gehalten. Das verspricht einen durchschnittlichen Verbrauch von nur 2,5 Litern Super auf 100 Kilometer. Wir starten schon jetzt im sonnigen Südafrika zur ersten Ausfahrt mit dem neuen Porsche Panamera 4 E-Hybrid Executive, der dann für Jedermann im April 2017 hinter die Schaufensterscheiben der Händler surrt.
Super statt Super plus. Das verwundert den kundigen Porsche-Kenner. Denn alle anderen Panamera-Benziner verlangen nach dem teuren 98-Oktan-Sprit. Aber dem 2,9-Liter-V6-Turbo-Benziner mit 330 PS reichen die 95 Oktan aus der Zapfpistole des freundlichen Tankwarts mitten im schönen Kapstadt. Der schaut uns mit großen Augen und noch größeren Ohren beim flüsterleisen Heranrollen auf die Tankstelle zu. Grund für unseren nahezu lautlosen Auftritt sind die zu Hause frisch aufgeladenen Akkus, mit denen wir reinelektrisch bis zu 51 Kilometer weit kommen. Mindestens, denn durch geschicktes und vor allem vorrausschauendes Fahren lässt sich dank des serienmäßig verbauten, rekuperationsfähigen Bremssystems das Stromern um den einen oder anderen Kilometer nochmals verlängern.
Deutlich reduzieren kann man die reinelektrische Reichweite am besten auf der Autobahn, durch einen Bleifuß, der die Lithium-Ionen-Batterie dann ganz schnell in nur wenigen Kilometern entleert.
Allein mit der 136 PS starken Elektromaschine geht’s dann bis Tempo 140. Wer diesen Wert exakt verdoppelt möchte braucht dann die Kraft der zwei Herzen und schaltet durch einen beherzten Kickdown den Benziner hinzu. Rechnerisch steht dann eine sogenannte Systemleistung von 462 PS zur Verfügung. So kommt auch richtiger Fahrspaß auf. Schließlich ist Porsche ja in erster Linie doch ein Sport- und kein Sparwagen-Hersteller. Das zeigt auch unser Testverbrauch, der dann doch eher so um die sechs Liter auf 100 Kilometer liegt.
Wir cruisen locker durch die Innenstadt von Kapstadt, denn hier kann der Hybride seine Vorteile am besten präsentieren, trotz seiner stattlichen Gesamtlänge von 5,20 Metern. Spaß hat man übrigens auch in Tiefgaragen oder Parkhäusern, wo man sich nur durch das Knirschen der Reifen auf dem Beton bemerkbar macht. Hier ist, ebenfalls wie in Tempo-30-Zonen erhöhte Vorsicht geboten, da offensichtlich fast alle Passanten Autos nur über Geräusche wahrnehmen und sich ohne umzuschauen gefährlich unserem schnurrenden Sportler nähern. Hier ist der Gesetzgeber nach wie vor eine Lösung mit Soundgeneratoren schuldig.
Die Sinne werden auch im Innenraum der Flüster-Limousine gestreichelt. Die zarte Natur-Lederausstattung lässt sich in leckeren Farben wie Espresso oder Cognac bestellen und das Burmester-High-End-Surround-Sound-System verwöhnt mit mehr als 1.455 Watt und 21 einzeln angesteuerten Lautsprechern inklusive Subwoofer und Digitalverstärker die Ohren.
Allerdings zum sportlichen Nicht-Sparer-Aufpreis von fast 6.750 Euro. Die Fingerspitzen erfreuen sich an dem 12-Zoll-Touchscreendisplay. Hier kann der Fahrer dann auch jederzeit den Fahrmodus selbst bestimmen, ob er nun Sporteln, Sparen oder gar Energie sammeln möchte.
Technische Daten: Viertürige Limousine der Luxusklasse mit vier Sitzplätzen, Länge: 5,20 Meter, Breite: 1,94 Meter (mit ausgeklappten Außenspiegeln: 2,17 Meter), Höhe: 1,43 Meter, Radstand: 3,10 Meter, Kofferraum: 405 bis 1.391 Liter, Motor: Frontmotor mit Allradantrieb, V6-Biturbo-Benziner mit 330 PS, Hubraum 2.894 ccm + Elektromotor mit 136 PS, Systemleistung: 462 PS, maximales Drehmoment: 700 Newtonmeter bei 1.100 – 4.500 U/min, Getriebe: Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe PDK, Reichweite reinelektrisch: 51 Kilometer, 0-100 km/h: 4,7 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: 278 km/h, Höchstgeschwindigkeit reinelektrisch: 140 km/h, durchschnittlicher Verbrauch: 2,5 Liter, CO2-Emission: 56 g/km, Euro 6, Effizienzklasse: A+, Preis: ab 115.050 Euro.