Porsche GT Trio

Aller schnellen Dinge sind Drei

Von Wolfgang Wieland

Klar, beim Thema Porsche geht es in erster Linie um Schnelligkeit, also Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit und somit auch um die kraftvollen Triebwerke. Modelle aus Zuffenhausen mit dem GT-Kürzel im Namen sind dabei stets besonders performant. Wir haben ein knackiges Trio aus ungleichen Brüdern getestet. 

Der wohl böseste aller straßenzugelassenen Porsche hört auf den Namen GT2 RS. Ein Fahrzeug, das nicht von dieser Welt zu sein scheint. So brachial in der Beschleunigung, so unglaublich schnell ist es in den Kurven und bei einer Vollbremsung schlagartig wieder im Stillstand. Das 700-PS-Supercar kostet sportliche 285.220 Euro und wer durch die 68-seitige Preisliste schmökert, der packt mit freudig erregten und feuchten Fingerspitzen gleich noch ein paar Zehntausender obendrauf. Einen ganzen Batzen extra zu spendieren, genau 17.850 Euro, empfehlen wir hier sogar ausdrücklich. Für das Weissach-Paket, benannt nach dem Porsche Entwicklungszentrum, 25 Kilometer westlich vom Stammwerk Stuttgart-Zuffenhausen gelegen.

Weniger ist mehr lautet hier die Devise und so wird durch den Einsatz zusätzlicher Leichtbaumaßnahmen das Fahrzeuggewicht um fast 18 Kilogramm gegenüber einem 911 GT2 RS mit optionalem Clubsportpaket reduziert. Mit dabei sind: Fronthaube und Dach in Sichtkarbon, ein geschraubter Überrollkäfig aus Titan, 21-Zoll-Magnesium-Schmiederäder und nochmals viel Karbon im Innenraum. Echt witzig, aber dadurch nochmals 200 Gramm leichter: Unter den beiden Vollschalen-Karbonsitzen wurde der Teppichboden herausgeschnitten, man schaut hier aufs blanke Blech.

Das Gesamtgewicht liegt nun bei rund 1.450 Kilogramm.

Wir schnell man mit dem 911 GT2 RS auch wirklich unterwegs sein kann, hat Porsche-Testfahrer Lars Kern mit seiner Rekordfahrt auf der 20,6 Kilometer langen Nürburgring-Nordschleife bewiesen. In atemberaubenden 6.47,3 Minuten raste er mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 184,11 km/h um den Eifelkurs. So schnell war noch kein anderes Fahrzeug mit Straßenzulassung. Wir lassen es in und um Berlin etwas ruhiger angehen und cruisen mit dem heckgetriebenen Biturbo-Boliden nahezu alltagstauglich und mit dem tadellosen Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe über langgezogene Landstraßen mit vielen herrlich engen Kurven. Nein, eine Handschaltung gibt es im GT2 RS nicht mehr, auch nicht für noch mehr Geld oder gute Worte.

Vor einer langen Geraden stoppen wir kurz und wagen dann doch mal den klassischen Sprint von null auf 100 km/h. Mit der Launch-Control gelingt dies in Formel-1-mäßigen 2,8 Sekunden. In dieser Klasse zählt aber eher der Wert auf Tempo 200: 8,3 Sekunden. Und wer denn unbedingt möchte, schafft 300 Sachen in 22,1 Sekunden. Erst bei 340 km/h ist dann Schluss mit lustig, hier wird elektronisch abgeregelt, da die Reifen sonst nicht mehr mitspielen würden. Fix und fertig und mit feuchtem Rücken steigen wir aus dem schnellsten Straßen-911er aller Zeiten aus – mit einem glücklichen Lächeln.

 

Weiterhin zweitürig, aber oben ohne, geht’s weiter. Im 718 Boxster GTS, einem Spaßbringer mit garantierter Ganzkörper-Gänsehaut, dank des vielversprechenden Kürzels im Namen. Allein schon die technischen Daten lassen einem Pfützchen auf der Zunge entstehen und nach den ersten Runden auf dem Berliner Ring ist auch der Rücken klatschnass. 


Kurzum, knackige 365 PS, die aus 2,5 Litern Hubraum gewonnen werden, müssen ein Leergewicht von nur 1.375 Kilogramm vorantreiben. Das riecht sofort nach Fahrspaß und verbranntem Gummi. Der Leckerbissen steht beim Porsche-Händler zu Preisen ab 79.231 Euro. Und auch hier kann man in der Preisliste locker noch weitere Tausender in Sonderausstattungen investieren, Individualangebote heißen die kostenpflichtigen Extras bei den Zuffenhausenern. Die durchaus sinnvolle Keramikbremse kostet knackige 7.318,50 Euro. Für eine Sonderfarbe, beispielsweise Kreide, Lavaorange oder Miamiblau werden weitere 2.344,30 Euro fällig. Die besonders leichten Vollschalensitze aus kohlenfaserverstärktem Kunststoff schlagen mit 3.272,50 Euro zu. Ufff! Über Sinn oder Unsinn brauchen wir uns bei solchen hedonistischen Fahrzeugen eigentlich keinerlei Gedanken zu machen, hier zählt einfach nur das Fahrvergnügen. Wir starten das Vierzylinder-Boxertriebwerk mit Turboaufladung traditionell mit dem Schlüssel in der linken Hand. Dann bekommt man ein äußerst zufriedenes Dauergrinsen, das sich beim Drehen des Mode-Schalters auf Sport plus dann nochmals verstärkt. Der Sound, der aus der schwarzlackierten, doppelflutigen und mittelzentrierten Sportauspuffanlage bollert, sorgt schon mal für das eingangs erwähnte Gänsehautfeeling. Mit dem kurzen Schalthebel lassen sich die sechs Vorwärtsgänge knackig per Hand einlegen, ein Doppelkupplungsgetriebe für Schaltfaule kostet 3.254,65 Euro Aufpreis. Zurzeit ist der Boxster GTS das schnellste und dynamischste 718-Cabrio. Der Oben-ohne-Boxster schafft den Standard-Sprint von null auf 100 km/h in 4,1 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei bei 290 km/h. Der durchschnittliche Verbrauch wird werksseitig mit 8,2 Litern auf 100 Kilometer angegeben. Mit dem angemessenen Fahrspaß, jeder Menge Kurven, volle Pulle auf der Autobahn, sowie Bergauf- und Bergabfahrten haben wir diesen Wert allerdings locker verdoppelt. Aber das Dauergrinsen bleibt nachhaltig bestehen.

 

Die Nummer drei des begehrten Stuttgart-Trios hat vier Türen und heißt Macan GTS. Ab 74.828 Euro ist der Allradler zu haben. Dafür werkeln unter Motorhaube sechs Zylinder mit drei Litern Hubraum, 360 PS und 500 Newtonmetern Drehmoment. Mit dem Sport-Chrono-Paket werden 100 Stundenkilometer in glatten fünf Sekunden erreicht, ohne das sportliche Extra für 1.094,80 Euro sind es zwei Zehntelchen weniger. Vmax liegt hier bei 256 km/h, was einem die meisten wildgewordenen Kleinbürger mit ihren kompakten Vierzylinder-Rennsemmeln vom Hals halten sollte, da hier ja traditionell bei 250 km/h Schluss mit lustig ist. Geschaltet wird automatisch, mit dem serienmäßigen Porsche Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe PDK. Die manuelle Gangwahl geschieht über die Schaltpaddles am beheizbaren Alcantara-Multifunktions-Sportlenkrad. Fazit: Eigentlich das perfekte Stadt- und Reisefahrzeug. Guter Über- und Rundumblick, schön sportlich und Platz für die vierköpfige Familie.