Porsche 911

Allrad trifft Entenbürzel

Von Wolfgang Wieland

Tja, wie soll man nun dieses ganz besondere 911er-Treffen beschreiben? Power trifft Leichtbau? PDK trifft Schalter? Turbo trifft Sauger? Targa trifft Coupé? Allrad trifft Entenbürzel? Sagen wir doch einfach, wie es ist: Der neueste Porsche Targa 4 GTS von 2017 trifft den F-Modell-RS-Klassiker von 1973. Punkt.

 

Trotz all’ den offensichtlichen Unterscheidungen, gibt es selbst hier erstaunlicherweise zahlreiche Gemeinsamkeiten, ja, auch außerhalb der Bezeichnung Porsche 911, den vier Rädern mit nahezu permanentem Bodenkontakt und dem runden Lenkrad, verblüffenderweise verbaut in Fahrtrichtung. Spaß beiseite, die beiden Ikonen bieten extremen Fahrspaß, dank der atemberaubenden Fahrleistungen der jeweiligen Epoche. Trotzdem sind beide voll alltagstauglich. Und nun das Beste: Beide sind käuflich zu erwerben. Der eine für 150.369 Euro im Porsche-Zentrum ihres Vertrauens, der andere für 750.000 Euro gleich hier in der Porsche-Dependance. Glauben Sie es, oder auch nicht: Unterm Strich sind beide, im wahrsten Sinne des Wortes, preiswert.

Um dieses herausragende Treffen möglich zu machen, fahren wir mit dem 450 PS starken Targa-Turbo auf die beliebte Nordseeinsel Sylt. Nur hier, zwischen List und Hörnum ist die Porsche-911-Dichte so hoch, wie in Zuffenhausen, dort werden alle Elfer gebaut. Und in Weissach, hier befindet sich das Porsche Forschungs- und Entwicklungszentrum.

Mitten auf dem nördlichsten deutschen Eiland liegt Tinnum und seit neuestem auch ein Porsche-Standort. Aber kein schnöder Verkaufsraum mit aufdringlichen Verkäufern, sondern ein edles, sandfarbenes Zweistock-Gebäude mit 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche, duftend nach Holz und Leder, umringt von Rasen und Strandhafer. Verkauft wird hier nichts, nur stilvoll präsentiert. Mit dem wundervollsten Lächeln der Insel begrüßt Hausdame Linda ihre Gäste und verwöhnt das interessierte Publikum mit ebenso attraktivem Sandkuchen nebst köstlichem Cappuccino. Auf völlig unverbindliche Testfahrten wartet eine Flotte der aktuellen Porsche-Modelle vor der Tür.

 

Das brauchen wir natürlich nicht, wir haben ja unseren Allrad-Targa in nicht ganz unauffälligem lavaorange mitgebracht. Mit SRB, dem Sport-Response-Button, also dem Fahrdynamik-Knopf, rechts unten im Lenkrad positioniert, macht auch das Turbo-statt-Sauger-Fahren immense Laune. Dieser vierstufige Regler stellt das Ansprechverhalten des Motors durch verschiedene Drosselöffnungen scharf, so dass sich das Turboloch auf einen kaum wahrnehmbaren Wimpernschlag reduziert.

 

Das Drei-Liter-Turbo-Triebwerk bringt dank des Allradantriebs, auch wenn der Asphalt mal nicht staubtrocken sein sollte, stets die gesamte Kraft an alle vier Räder. Das reicht dann für den Standard-Sprint von null auf 100 km/h in nur 3,7 Sekunden. Hier helfen allerdings das aufpreispflichtige Siebengang-Porsche-Doppelkupplungsgetriebe PDK und das Sport-Chrono-Paket kräftig mit. Rein manuell, also mit dem Siebengang-Handschaltgetriebe kann man Tempo 100 frühestens nach 4,1 Sekunden erreichen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt handgeschaltet bei 308 km/h, mit PDK bei 306 km/h. Willkommen im exklusiven Club 300, für Fahrzeuge, die mindestens 300 Stundenkilometer schnell fahren können.

 

Das schöne am offenen Targa ist seine uneingeschränkte Alltagstauglichkeit. Und genau die probieren wir doch mal umfangreich aus, da auch das Wetter mitspielt. Kurzum: Ein offener Traum in allen Lebenslagen.