Von Wolfgang Wieland
Downsizing ist auch 2016 nicht zu stoppen. Selbst bei Porsche nicht. Nachdem der 911er auf drei Liter Hubraum, bei wenigstens noch immer sechs Zylindern im Heck, reduziert wurde, kommt nun der Einstiegs-Zuffenhausener namens Boxster unters Messer. Der radikale Eingriff hat zur Folge, dass der Roadster nun nur noch mit vier statt mit sechs Zylindern auskommen muss. Um die Agilität des beliebten Mittelmotor-Sportlers zu erhalten, bekommen die mageren zwei Liter Hubraum nun eine Zwangsbeatmung in Form eines Turboladers an die Seite gestellt. Auch der Name bekommt einen Zusatz, aus Boxster wird nun 718 Boxster.
Ab sofort kann man den neuen Boxster bestellen, zahlen muss man mindestens 53.646 Euro und die ersten Fahrzeuge werden dann im Frühsommer 2016 ausgeliefert. Übrigens: Zwei Vorbilder hat der knackige Hecktriebler, einen für die Motorisierung und einen für den neuen Namen. Die letzten Vierzylinder-Boxermotoren wurden bei Porsche nämlich vor über 40 Jahren verbaut – im legendären 912 E. Und der 718 Mittelmotor Sportwagen, von dem der neue Boxster seinen Namen hat, gewann in den 1950er und 1960er Jahren zahlreiche Rennen, darunter Traditionsrennen, wie Targa Florio, Le Mans und die Europa-Bergmeisterschaft.
Bevor sich nun eingefleischte Porsche-Sechszylinder-Fans verschreckt von den neuen Vierzylindern abwenden, muss zur Ehrenrettung der Porsche-Ingenieure aus Weissach gesagt werden, dass hier ganze Arbeit geleistet wurde. Schon der Basismotor leistet satte 300 PS und im Boxster S sind es sogar 350 Pferdestärken, die dann aus 2,5 Litern Hubraum galoppieren. Das ist Leistungsplus von 35 PS im Vergleich zu den bisherigen Boxster-Modellen. Der Clou: Trotz der Mehrleistung wird bis zu 13 Prozent weniger Kraftstoff verbraucht. Turbo ist eben auch Öko, oder so.
Beide Motorisierungen können per Hand durch sechs Vorwärtsgänge geschaltet werden, für einen Aufpreis von 2.826 Euro gibt es das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe PDK. Das schaltet schneller, als jeder Fahrer denken kann und beschleunigt so stets zwei Zehntelsekunden zügiger aus dem Stand auf Tempo 100. 4,9 Sekunden beim Boxster und 4,4 Sekunden beim Boxster S.
Auch außen und im Innenraum hat sich beim facegelifteten Boxster so einiges getan. Nur Kofferraumdeckel, Windschutzscheibe und das Verdeck blieben hier unverändert. Die Türen haben nun keine Griffschalen mehr und die neuen seitlichen Lufteinlässe versorgen die Ladeluftkühler des Turbotriebwerks mit kalter Luft. Gut in der Hand liegt das Sportlenkrad mit 375 Millimetern Durchmesser im Design des Supersportwagens 918 Spyder. Wer es noch sportlicher mag, greift zum GT-Sportlenkrad mit 360 Millimetern Durchmesser für 273 Extra-Euro. Für beide Lenkräder bietet Porsche eine Lenkradheizung an. Brrr...
Unterm Strich kann der neue Boxster alles besser, als sein Vorgänger. Vor allem: Er ist schneller und sparsamer, also hat Porsche mal wieder alles richtig gemacht, auch wenn der Vierzylinder im Leerlauf wie ein alter VW Käfer klingt.