Mercedes S-Klasse Cabriolet

Nobel-Yacht auf dem Boulevard

Von Wolfgang Wieland

Große, luxuriöse Cabriolets kennt man seit 1971 eigentlich nur von britischen Nobel-Marken wie Bentley und Rolls-Royce. Und natürlich, wenn man bei den amerikanischen Automobilherstellern mit unserem europäischen Anspruch überhaupt von Luxus sprechen möchte, von Cadillac & Co.

 

Wie man dieses Segment nahezu perfekt bedient, zeigt uns seit dem letzten Jahr wieder Mercedes mit dem S-Klasse Cabrio, dem ersten seit 45 Jahren.

Ja, so lange mussten die Freunde des offenen Luxus warten, bis die Marke mit dem Stern auf der Motorhaube wieder so ein wunderbares Gefährt auf die vier Räder stellt. Drei Motorisierungen gab es zum Marktstart, den S500 mit 455 PS (ab 140.545 Euro), den S63 mit 585 PS (ab 190.013 Euro), und den S65 mit 630 PS (ab 256.177 Euro). Bescheiden, wie wir nun einmal sind, testen wir das Einstiegsmodell, das mit einigen Extras aber auch gleich locker über 160.000 Euro kosten kann.

Vier Sitzplätze bietet dieses etwas über fünf Meter lange Open-Air-Vergnügen. Die sportlichen Fauteuils in der ersten Reihe sind gewaltig groß, duften nach feinstem Nappa-Leder und sind zig-fach elektrisch verstellbar. Bei den Hölzern für die Dekore kann man zwischen braun glänzender Wurzelnuss, Pappel und Esche wählen. Alles in allem erinnert uns das ganze Ambiente an Luxus-Yachten im Hafen von Monte-Carlo, so geschmackvoll kann Reisen auf Asphalt sein. Beim Thema Hafen denken wir bei unserer ausführlichen Testfahrt von Berlin über Hamburg nach Sylt an die kürzlich eröffnete Elbphilharmonie in der Hansestadt an der Elbe. Denn, damit das verwöhnte S-Klasse-Klientel auch unterwegs den Ohrenschmaus in Konzertsaal-Atmosphäre genießen kann, gibt es für beachtliche 7.497 Extra-Euro das Burmester-High-End-3D-Surround-Soundsystem mit 24 Lautsprechern und 24 Verstärkerkanälen. Dann fiedeln oder hämmern, je nach Musikgeschmack, satte 1.520 Watt Systemleistung auf die bis zu acht Ohren im Innenraum. Der Nachteil hier: Das eh schon begrenzte Kofferraumvolumen von 250 Litern (offen) und 350 Litern (geschlossen) wird nochmals um rund 30 Liter reduziert.

 

Die eingangs erwähnten 455 PS kommen aus einem 4,7-Liter-V8-Benziner und lassen sich äußerst kultiviert bewegen. Wer es aber darauf anlegt den 2,1-Tonner mit maximaler Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 zu befördern, muss dann lediglich 4,6 Sekunden warten. Vmax, also die Höchstgeschwindigkeit wird hier 250 km/h elektronisch abgeregelt. Der werksseitig abgegebene Durchschnittsverbrauch liegt 8,5 Litern Super auf 100 Kilometer. Da wir aber traditionell gern zügig und mit viel Fahrspaß unterwegs sind, wurden eher gut zwölf Liter benötigt. Wie auch immer, das S-Klasse Cabriolet ist wohl mit das beste, was man oben ohne kaufen kann.