Mercedes AMG GLE 63 S 4Matic Coupé

Böser Benz

Von Wolfgang Wieland

„Oh man, ist der bös’, man!“ sind die ersten Worte, die wir auf dem Parkplatz vor der Classic Remise hören. Dabei hat die junge Dame mit dem Mercedes 350 SL, Baujahr 1972, die diese Worte an uns richtet das Mercedes-AMG GLE 63 S 4Matic Coupé, Baujahr 2017, nur kurz gesehen und noch nicht einmal gehört. Aber das beeindruckend auf dem Kopfsteinpflaster brabbelnde Gefährt, die Namenszüge unterhalb der A-Säule und am Heck, sowie die bullige Optik reichen wohl schon aus um zu ahnen, dass mit diesem sportlichen Gesell’ nicht zu scherzen ist. Knackige 585 PS rattern unter der Motorhaube und hinter den riesigen Lufteinlässen. Für mindestens 127.389,50 Euro kann man das viertürige SUV-Coupé bei der Mercedes-Niederlassung am Salzufer gleich mitnehmen.

 

Um der freundlichen und offensichtlich Automobil-affinen Parkplatzbekanntschaft den Tag zu versüßen, starten wir das V8-Triebwerk, das allerdings nicht wie die Modellbezeichnung vermuten lässt mit 6,3 Litern Hubraum arbeitet, sondern „nur“ fünfeinhalb Liter, genau 5.461 Kubikzentimeter, zur Verfügung stellt. Warum der Daimler mit seinem willkürlichen und inkonsequenten Zahlenspiel immer wieder seine Kundschaft verwirrt, versteht niemand so recht.

 

Aber wie auch immer, wir drehen den Schlüssel um und Rummmwummmwummm bollert es aus den vier Parallelogramm-förmigen Auspuffendrohren mit den abgerundeten Ecken. Nach diesem Donnerschlag hat nun wirklich jeder verstanden, was AMG-Power so anrichten kann – zunächst einmal Ganzkörper-Gänsehaut und ein breites Grinsen. Bevor aber das große Fahrvergnügen losgeht, müssen wir uns noch entscheiden, in welchem Fahrprogramm wir komfortabel Cruisen oder rennsportmäßig Racen wollen. Mit „Comfort“, „Glätte“, „Individual“, „Sport“, „Sport+“ kann der Fahrer die Charakteristik seines stets allradgetriebenen GLE 63 S beeinflussen. Also sich quasi zwischen böse, sehr böse und sehr sehr böse entscheiden. Übrigens: Dieser V8-Biturbomotor ist verwandt dem mit identisch starken, aber mit nur vier Litern Hubraum ausgestatteten Triebwerk des Supersportwagens Mercedes-AMG GT R und wird komplett in Handarbeit nach dem AMG-Motto „One man, one engine“ in der Motorenmanufaktur im schwäbischen Affalterbach hergestellt. Mit der Motorenplakette zeichnet sich der verantwortliche Monteur mit seiner Unterschrift für die Fertigungsqualität verantwortlich und steht auch bei einer Werksführung für Fragen und Antworten des Kunden zur Verfügung.

Im „Sport+“-Modus erreichen wir Tempo 100 aus dem Stand in beeindruckenden 4,2 Sekunden. Das gelingt mit dem 2,35-Tonner dank des Allradantriebs 4Matic nicht nur bei knochentrockener Fahrbahn. Geschaltet wird hier mit dem bewährten 7-Gang-Sportgetriebe namens Speedshift. Wer noch 892,50 Euro übrig hat, kann diese sinnvoll in dem AMG Driver‘s Package anlegen. Hiermit wird die Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h auf 280 km/h angehoben und damit man sich bei dieser Geschwindigkeit auch nach wie vor sicher fühlt, ist die Teilnahme an einem Fahrtraining der AMG Driving Academy auch inklusive.

 

Ebenso sportlich geht’s im Innenraum zur Sache. Wir bemerken viel Carbon, perfekte Sport-Sitze in Nappa-Leder und das unten abgeflachte Leder-Lenkrad, das für einen rennsportmäßigen Auftritt sorgt. Die sportlich-elegante Analoguhr ist wie bei allen AMG-Modellen im IWC-Design. Fazit: Ein rundum faszinierender Fahrspaß und viel Platz für die ganze Familie.