Von Wolfgang Wieland
Er ist auffallend leuchtend blau metallic, die schlitzigen LED-Scheinwerfer schauen einen ganz schön böse an und das Felgendesign erinnert an zehn gespreizte Fleischgabeln aus der gehobenen Gastronomie. Dazu kommt noch der teuflische Diabolo-Kühlergrill mit Maschendrahtoptik.
Sollen wir hier wirklich einsteigen? Na klar, denn die technischen Daten des knackigen Lexus GS F verraten uns nichts Düsteres, sondern dass hier jede Menge Fahrspaß drinsteckt: 477 PS mit Heckantrieb, nur 4,6 Sekunden vergehen bis Tempo 100 erreicht ist und die Höchstgeschwindigkeit endet erst bei 270 Sachen. Aber ganz zum Schluss der Liste ziehen doch noch dunkle Wolken auf. Der Mindestpreis liegt bei höllischen 98.700 Euro.
Allerdings kann man auch nicht viel mehr als die einhundertsiebenundneunzigeinhalb 500-Euro-Scheine beim Lexus-Händler lassen, denn die Aufpreisliste umfasst nur vier Punkte: ein Schiebedach, den Totwinkel-Assistenten mit Querverkehrs-Warner und zwei Arten von Komfortsessel für die zweite Sitzreihe – das war’s dann auch wirklich.
Beim Rundgang um die viertürige, 4,91 Meter lange, Sport-Limousine fallen uns auch noch zwei vielversprechende Besonderheiten auf. Zum einen ist der dezente Heckspoiler aus echtem Karbon und die neon-orange leuchtenden Bremssättel mit dem großen „F“-Logo in der Mitte sind so groß, dass sie den mächtigen Zweitonner ganz sicher auch aus hoher Geschwindigkeit schnellstmöglich zum Stillstand bringen können. Vorausgesetzt, der Fahrer weiß auch wie man richtig vollbremst, nämlich mit einem kräftigen und sehr beherzten Tritt auf das linke Pedal des Achtgang-Automatik-Renners.
Wir starten das V8-Sauger-Triebwerk mit fünf Litern Hubraum, Aus den vier Endrohren röchelt es herrlich sonor, wir bekommen schon jetzt eine wohlige Gänsehaut. Hier möchte man einfach nur noch von bester japanischer Feinkost sprechen, die die Edelmarke von Toyota hier unter der leicht ondulierten Motorhaube verbaut hat. Denn fast alle anderen Zwei- oder Viertür-Sportler haben mittlerweile Turbo-Triebwerke mit mehr oder weniger großen Löchern beim Beschleunigen. Beim GS F lautet die Devise: Wenn Gas, dann Gas. Jetzt haben wir die Wahl zwischen vier Fahrmodi: Eco, Normal, Sport S und Sport S+. Damit der Sumo-Racer mit den Sprinter-Qualitäten auch zeigen kann, was in ihm steckt, wählen wir S+ und dazu noch für das tadellose „Torque Vectoring Differential“ die Slalom-Einstellung. Jetzt kann man nach Herzenslust das pure Rennsport-Feeling genießen, inklusive Dauer-Drift und Zwischengas beim Herunterschalten. Einfach nur herrlich, wie spielerisch wir uns mit den fast 500 Pferdchen sicher im Grenzbereich bewegen können.
Aber am Ende des Tages macht das leckere Japan-Menü dann doch etwas Bauchschmerzen. Statt der werksseitig angegebenen Verbrauchswerte von durchschnittlich 11,2 Litern Super plus haben wir stets über 16 Liter verbraucht. Zugegeben mit viel, mit sehr Fahrspaß, aber diese leckere Reis-Rakete muss man einfach etwas zügiger bewegen, als einen vernünftigen Toyota Prius.
Technische Daten: Viertürige Limousine mit fünf Sitzen, Länge: 4,92 Meter, Breite: 1,85 Meter, Breite mit Spiegeln: 2,09 Meter, Höhe: 1,44 Meter, Radstand: 2,85 Meter, Kofferraumvolumen: 520 Liter, Tankinhalt: 66 Liter, Leergewicht: 1.865 kg, Motor: V-Achtzylinder-Sauger, Hubraum: 4.969 ccm, Leistung: 477 PS bei 7.100 U/Min, maximales Drehmoment: 530 Newtonmeter bei 4800-5600 U/Min., Achtgang-Automatik, Hinterradantrieb, 0-100 km/h: 4,6 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: 270 km/h, Verbrauch: 11,2 Liter Super plus/100 km. CO2-Emission: 260 g/km, Euro 6, CO2-Effizienzklasse: G, Preis: ab 98.700 Euro.