Von Wolfgang Wieland
Oh ja, in der heutigen Zeit gibt es zahlreiche Automobile, die unsere Augen verwöhnen. Echte Hingucker mit zwei oder vier Türen, als Coupé, Cabriolet oder Limousine, und sehr viele sind einfach zum Verlieben schön. Sportlich-elegante Formen stehen hoch im Kurs, dies ist übrigens eine Domäne des wohl besten Autodesigners dieser Tage. Peter Schreyer heißt das Ausnahme-Talent, das schon Design-Ikonen wie den Audi TT und den VW New Beetle auf ein weißes Blatt Papier zauberte. Seine vermutlich lässigste Kreation kommt aus dem Hause Kia, ein 4,83 Meter langes, viertüriges Coupé, das auf den stacheligen Namen Stinger hört. Wir sind neugierig.
Vor uns steht ein echter Gran Turismo mit einer traumhaft langen Motorhaube, die offensichtlich nicht ernsthaft vor hat enden zu wollen. Die versenkten kiemenartigen Lufteinlässe stehen zweifelsfrei für die eingangs erwähnte Sportlichkeit und die ja fast schon sexy anmutenden muskulösen Schultern verleiten zum sofortigen Streicheln der hinteren Außenhaut, hier in einem herrlichen, etwas dunklerem, „High Chroma Red“. So in etwa muss sich auch die Jury des „EyesOn Design Award“ gefühlt haben, denn sie machten den Kia Stinger zum Gewinner in der Kategorie Serienfahrzeuge. Und ja, die extra neu kreierten Außenfarben bringen dann noch das optische i-Tüpfelchen. Neben dem betörenden Rot, dass sich schön mit Lippenstift-, Nagellack- und Handtaschenfarbe kombinieren lässt, gibt es noch weitere Farbtöne mit schmeichelnden Namen, wie: Seidensilber, Sunsetgelb und Snow White Pearl. Ab 43.900 Euro übergibt der Kia-Händler Ihres Vertrauens Ihnen den Stinger-Schlüssel. Das von uns getestete Spitzenmodell, der Stinger 3.3 T-GTi AWD kostet in der GT-Ausstattung ab 55.900 Euro. Dazu kam noch die empfehlenswerte Metalliclackierung in dem eingangs erwähnten Rot für 890 Euro.
Vor unserer ausführlichen Testfahrt in und um Berlin schnuppern wir uns noch durch den puristisch-luxuriösen Innenraum. Hier ist übrigens alles Leder, was duftet. Nappaleder. Die vielfach elektrisch verstellbaren Sportsitze mit dem hervorragenden Seitenhalt, die beheizt und gekühlt werden können, das beheizbare Lenkrad mit den Nähten passend zur Sitzfarbe und der Schaltknauf mit dem Aluminium-Sockel – alles Leder. Sofort fallen einem auch die drei rennsportlichen Lüftungsdüsen mit den sternförmigen Lamellen auf, sie runden den Eindruck ab, dass hier wirklich jedes Details hochwertig und aufwändig auf das Konzept dieses GTs abgestimmt wurde. Für die gepflegte Shoppingtour ins Einkaufszentrum oder auch nur für die wöchentlichen Einkäufe im Supermarkt ist die Größe des Kofferraums nicht ganz unerheblich. Mindestens 406 Liter stehen hier immer zur Verfügung. Klappt man die 60:40 teilbare Rücksitzbank um, werden bis zu 1.114 Liter daraus. Das sollte in jedem Fall mehr als ausreichend sein. Der Clou: Die elektrische Heckklappe erkennt den Schlüssel in der Hand-, Hosen- oder Jackentasche und öffnet sich dann automatisch, wenn wir mal wieder alle Hände voll zu tun haben.
Zum Starten des Motors drücken wir den runden, mattsilbernen Knopf rechts vom Lenkrad. Ach ja, drei Triebwerke stehen grundsätzlich zur Auswahl: Zwei Benziner mit 245 und 366 PS und ein Diesel mit 200 PS. Der Diesel und der starke Benziner sind auch mit Allradantrieb bestellbar. In jedem Fall sorgt ein Acht-Stufen-Automatikgetriebe für geschmeidige Gangwechsel und bei Bedarf und mit einem beherzten Gasfuß auch für eine beeindruckende Beschleunigung. Zahlreiche elektronische Helferlein unterstützen die Fahrt und sorgen so stets für beruhigende Sicherheit. Der sensible Spurhalteassistent hält uns zwischen den Fahrbahnmarkierungen, die Abstandsregelung verhindert Auffahrunfälle und der Müdigkeitswarner piepst aufdringlich, wenn er Unaufmerksamkeit oder Erschöpfung erkennt.
Als weitere vertrauensbildende Maßnahme bekommt jeder Stinger-Käufer eine Sieben-Jahre-Kia-Garantie. So sehr sind die Koraner von der Qualität ihrer Autos überzeugt. Und wir jetzt auch. Kurzum: Ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis haben wir schon lange nicht mehr gefahren.
So ganz anders als der Stinger, aber nicht minder bemerkenswert ist der Kia Soul. Gerade erst haben die Koreaner die dritte Generation der Designikone auf der Los Angeles Auto Show präsentiert. Überraschung hier: Der neue Soul wird in Europa künftig ausschließlich in der Elektroversion e-Soul angeboten. Grund genug für uns noch schnell den coolen Crossover mit dem kraftvollen 204-PS-Benziner zu testen. Mit der Turbo-Ausstattung kostet der kantige Viertürer 28.390 Euro, für die Metalliclackierung, hier in Wild Orange, fallen zusätzliche 550 Euro an. Für die Berliner Innenstadt ist der 4,14 Meter lange Soul wie geschaffen. Der Wendekreis von 10,6 Metern sorgt für problemloses Wenden und der Kofferraum lässt sich von 238 Liter durch das Umklappen der Rücksitzbank auf bis zu 1.367 Liter erweitern. Da spart man sich beim Ikea-Besuch gern mal das Lasten-Taxi. Wir sind sportlich unterwegs, schaffen den Sprint von null auf 100 Sachen in 7,8 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 196 km/h. Der Verbrauch ist dabei erfreulich niedrig, im Schnitt werden 6,9 Liter Super auf 100 Kilometer benötigt. Kurzum: Der Soul ist ein Spaßbringer für jeden Tag.
Ein echtes Raumwunder ist Kia Nr. 3, der Optima Sportswagon. Bis zu 1.686 Liter passen hinter die Sitze in Reihe eins. Der 4,86 Meter lange Mittelklasse-Kombi hat den sparsamen 1,6-Liter-Diesel mit 136 PS unter der Haube. Der durchschnittliche Verbrauch liegt hier bei 4,3 Litern Diesel auf 100 Kilometer. Das entspricht einer CO2-Emission von 112 Gramm für jeden gefahrenen Kilometer. Bei unseren ausführlichen Testfahrten waren wir vor allem von dem tadellos und fast unmerklich schaltenden Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe begeistert. Auch die Ausstattungslinie GT-Line ließ keine Wünsche offen. Selbst das Premium-Audio-Soundsystem von Harman-Kardon mit 490 Watt und zehn Lautsprechern gehört hier zur Serienausstattung. Der Preis für den praktischen Allrounder: 39.090 Euro.