Jaguar XJ

Geburtstag einer Legende oder fahren wie Queen Mum

Von Wolfgang Wieland

Wenn auf den Vorfahrten von Schloss Windsor oder dem Buckingham Palace der Kies knirscht, aber ansonsten kaum ein Motorengeräusch zu vernehmen ist, dann rollt mit den Mitgliedern der englischen königlichen Familie ganz sicher auch ein britisches Automobil gen Eingangsportal. Die nationaltreue Markenauswahl „Made in Britain“ ist üppig und nobel zugleich: Rolls Royce, Bentley, Aston Martin, Jaguar und Land Rover stehen seit Jahrzehnten und teils auch wegen ihrer Flüstermotoren seit Generationen ganz hoch im Kurs der Windsors. 

 

Besonders beliebt bei jung und alt, bei Prinz Harry und seiner Urgroßmutter, der Queen Mum, waren und sind die Modelle mit dem „Leaper“ auf der Motorhaube, dem springenden Jaguar. Die bereits im Jahr 2002 im Alter von 101 Jahren verstorbene Königinmutter blieb ihrem Jaguar XJ12 S1 (Baujahr 1973, aus der ersten Serie) fast dreißig Jahre lang treu. Trotz immer wieder neuer Angebote, doch auf ein anderes, neueres Fahrzeug umzusatteln, wollte ihre Königliche Hoheit den 12-Zylinder mit den 269 Pferdchen unter der langen Motorhaube behalten. Sie liebte den langen Radstand und die königliche Hausfarbe Claret, ein dunkles rot. Auch die Laufruhe und die damit verbundene Stille im Innenraum schätzte das beliebteste Familienmitglied stets. Ihrem schon Jahre zuvor geäußerten Wunsch, das Auto nach ihrem Ableben an Jaguar zurückzugeben, wurde dann auch selbstverständlich entsprochen. So ist es heute als permanente Leihgabe des Königlichen Fuhrparks Teil der Sammlung des „Jaguar Daimler Heritage Trust“.

hr moderner Urenkel Prinz Harry fühlt sich für viertürige Limousine wohl noch zu jung und mischte nun das Beste aus beiden Welten, fuhr mit dem offenen Jaguar „E-Type Concept Zero“, dem ersten Elektro-E-Type, mit seiner Meghan von der offiziellen Hochzeit zur anschließenden Party. 1968 wurde der himmelblaue, zweitürige Roadster gebaut und dann 2018 auf Elektro umgerüstet. Rein elektrisch sollte der E-Type Concept Zero, je nach Fahrweise, rund 300 Kilometer schaffen. Sein großer Bruder Prinz William nebst Gemahlin Herzogin Catherine blieben da lieber wieder etwas konservativer und ließen sich im aktuellen Jaguar XJ bei ihrem Deutschland-Besuch durch Berlin, Heidelberg und Hamburg chauffieren.

 

Der XJ, die große Limousine aus dem Stammsitz in Coventry, feiert nun seinen 50. Geburtstag. Das Jubiläums-Modell nennt sich - surprise - XJ50 und ist - noch eine Überraschung - nicht limitiert. Nach dem Öffnen der großen Türen mit den glänzend verchromten Türgriffen, begrüßt der blau illuminierte Türschweller mit dem XJ50-Logo die Insassen. Die in der Tat schön weichen Softgrain-Ledersitze haben wahlweise Diamanten- oder Rautenmusterung in Ebony oder Ivory. Und in den Kopfstützen findet man den eingeprägten Jaguar-Springer wieder. Auch edel: Die Pedalerie ist aus Edelstahl, die Schaltwippen am Lederlenkrad glänzen silber und die Dekorelemente sind vom Walnussbaum. Das serienmäßige Achtgang-Automatikgetriebe und die automatische Niveauregulierung sorgen für ruckelfreies und sanftes Gleiten, wie Queen Mum das auch heute noch geschätzt hätte. Happy Birthday, XJ!