Honda Clarity Fuel Cell

Den hätten wir auch gern

Von Wolfgang Wieland

Zu diesem Fahrzeug gibt es viele gute Nachrichten. Und eine schlechte, nämlich die, dass wir in Europa dieses außergewöhnliche, faszinierende, äußerst leise und umweltfreundliche Automobil nicht kaufen können. Der Honda Clarity mit Brennstoffzelle wird nur in Japan und den USA angeboten. Und das zu einem Schnäppchenpreis, denn die viertürige, fünfsitzige 4,92-Meter-Mittelklasse-Limousine kostet den Amerikaner umgerechnet nur 335 Euro Leasinggebühr im Monat. Dazu gibt es für die drei Jahre einen Wasserstoff-Tankgutschein über 15.000 Dollar (ca. 13.640 Euro). Eigentlich komplett übertrieben, denn selbst bei dauerhaftem Bleifuß reicht der Gutschein rund zehn Jahre.

 

Einen kleinen Nachteil hat der Wasserstoff-Honda dann aber doch noch. Einen sehr kleinen, den Kofferraum auf Kleinwagenniveau. Läppische 334 Liter Gepäck passen da nur rein, geschuldet dem großen 117-Liter-Wasserstofftank hinter der zweiten Sitzreihe. Der zweite, deutlich kleinere 24-Liter-Tank stört hier weniger, er ist unter den hinteren Sitzen verbaut. Damit man dann doch noch mit der ganzen Familie und viel Gepäck in den Urlaub reisen kann, gibt Honda als Schmankerl auch noch einen 20-Tage-Gutschein des Autovermieters Avis mit dazu.

Nun aber zum Wesentlichen, dem Fahren mit der Brennstoffzelle. Hier reagiert Wasserstoff mit Sauerstoff zwischen wellenförmigen, millimeterflachen Membranen und erzeugt damit Strom. Dieser treibt einen 174 PS starken Elektromotor an, der die beiden Vorderräder bewegt. Der Sprint von null auf 100 Stundenkilometer geht so in nahezu lautlosen neun Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit ist bei 165 km/h erreicht. Mit den beiden Wasserstofftanks, die zusammen 141 Liter fassen, das entspricht ca. fünf Kilogramm Wasserstoff, ist eine Reichweite von rund 650 Kilometern möglich.

Wir sitzen auf dem Fahrersitz des 1.840 Kilogramm schweren, aber wohl fortschrittlichsten Fuel-Cell-Autos, schauen uns um und bemerken, dass hier eigentlich fast alles so ist, wie in einem herkömmlichen Verbrennerfahrzeug. Wir drücken den leuchtend weiß umrandeten Startknopf, es ertönen futuristische, unmelodische Klänge. Nun leuchtet der Startknopf rot und wir können die „D“-Taste zum Vorwärtsfahren drücken. Surrend fahren wir vom Hof. Leise und abgasfrei, nur Wasserdampf entfleuchtet, geht’s durch Wohngebiete, über Landstraßen und Autobahnen. Da der Innenraum und auch die Scheiben herrlich gedämmt sind, ist neben dem angenehm surrenden Elektromotor kaum etwas zu vernehmen. Dank der stets voll verfügbaren 300 Newtonmeter Drehmoment, kommen wir nicht nur gefühlt zügig voran.

 

Das Außendesign ist bei Honda ja schon traditionell Geschmackssache, wobei beim Wasserstoff-Clarity die fließenden Linien das Auge nicht allzu doll schmerzen lassen. Beim Innenraum haben die japanischen Designer viel Wirrwarr verbaut. Mal rund, mal eckig, die Mittelkonsole verjüngt sich, nur um gleich wieder breiter zu werden. Beim Materialmix wurde sicherlich der Weltrekord erreicht. Holzoptik neben Alcantara-ähnlichem Stoff, neben Klavierlack und Alu und mattem Hartplastik, ufff. Der Verkehrszeichenerkenner wurde dem Beifahrer vor die Nase an die Windschutzscheibe geklebt, anstatt ihn in den eh schon sehr großen zentralen Rückspiegel zu integrieren. 

 

Richtig gut ist das anspringende Videobild der rechts Fahrzeugseite beim Betätigen des rechten Blinkers. So kann durch Rechtsabbiegen kein Fußgänger, kein Fahrradfahrer mehr gefährdet werden. Fazit: Es ist wirklich schade, dass dieser Honda bei uns nicht zu haben sein wird.