Ein edles Daimler Trio

Drei Schönheiten

Von Wolfgang Wieland

Die Temperaturen sind nun endlich über 20 Grad, da lockt doch mal die Ausfahrt in einem Cabrio. Etwas edles soll es sein, ein Mercedes SL 400. Der knackige Roadster kostet laut der aktuellen Mercedes-Preisliste ab 100.412,20 Euro und mit der üppigen, 52-seitigen Preis- und Aufpreisliste lässt sich der 367 PS starke Sechszylinder locker auf über 125.000 Euro aufhübschen. Der von uns getestete Zweitürer mit dem Stern auf der Haube scheint ein herrlicher Spaßbringer und zugleich auch das Vernunftsmodell dieser Oben-ohne-Klassiker zu sein. Bei traumhafter Frühjahrs-Sonne gleiten wir auf die sehr bequemen Leder-Sport-Sitze. Zum Motoranlassen gibt es einen Startknopf aus gebürstetem Aluminium, denn dank Keyless-Go (kostet 1.826,65 Euro Aufpreis) bleibt der Fahrzeugschlüssel stets in der Hosen- oder Jackentasche. Da die zauberhafte Sonne dazu verführt und die Außentemperatur im Cockpitinstrument immerhin mit 22,5 Grad Celsius angezeigt wird, heben wir den Hebel für den vollautomatischen und elektrohydraulischen Dachöffnungsmechanismus an. Nun dauert es keine 20 Sekunden und das Klappdach verschwindet surrend im Kofferraum. Zwei weitere Annehmlichkeiten verwöhnen uns: Zum einen der revolutionäre Scheibenwischer, der Magic Vision Control genannt wird und aus dutzenden Löchern im Wischerblatt die Reinigungsflüssigkeit für ein optimales Ergebnis direkt auf die Scheibe tröpfelt. Und das zwar etwas respektlos aussehende, aber sehr sehr praktische Kicken unter den Heckstoßfänger, der so den Kofferraumdeckel nicht nur öffnet, sondern auch wieder verschließt. Ein wirklich komfortabler Cruiser, der dann hoffentlich zum nächsten Frühling wieder bereitsteht.

 

Die Nummer zwei des edlen Daimler-Trios, der CLS, war seinerzeit der Begründer eines neuen Segments, des Coupés mit vier Türen. Mittlerweile gibt es das Original von Mercedes bereits in der dritten Generation. Linien, Sicken und Kanten fehlen beim aktuellen CLS, rundum herrschen nun butterweiche Rundungen. Die hintere Schulterlinie kommt offensichtlich gerade aus dem Fitnessstudio, so muskulös ist sie geworden. Das wirkt trotzdem klarer, weniger verspielt und irgendwie erwachsener. Die Sportlichkeit ist beim CLS zweifelsohne geblieben, das war den Daimler-Designern wichtig. Deren Chef Gordon Wagener schwärmt hier von einer „sinnlicher Klarheit“. Nun gut, wie auch immer, im Windkanal wurde ein erfreulicher cW-Wert von 0,26 gemessen, das ärgert den Tankwart und erfreut die Insassen, denn neben dem Verbrauch, wurde hier auch störende Innenraumgeräusche minimiert. Wir testen den CLS 450 4Matic zum Basispreis von 70.906 Euro. Der V-Sechszylinder leistet 367 PS und serienmäßig schaltet die tadellose Neunstufen-Automatik namens 9G-Tronic. Allradgetrieben sprintet der stylische Viertürer in 4,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit wird traditionell bei 250 km/h elektronisch abgeregelt. Weitere Elektronik hilft dem Fahrer, beispielsweise beim Sicherheitsabstand mit dem Abstandsradar, der den Abstand automatisch per Rekuperationsverzögern reguliert, statt mit Bremsen. So wird Energie gewonnen, die zurück in den Akku des 48-Volt-Systems fließt. Später beim Boosten unterstützt dann der Startergenerator den Dreiliter-Reihensechszylinder mit zusätzlichen 22 PS und 250 Newtonmetern Drehmoment. Eine echt pfiffige Lösung.

 

Das Trio wird mit dem gewaltigen GLS 350 d 4Matic abgerundet. Hier startet die Preisliste bei 85.923 Euro. Durchzugsstarke 286 PS kommen aus dem Reihensechszylinder-Selbstzünder, der seine Kraft mit dem angeschlossenen Neungang-Automatikgetriebe an alle vier Räder liefert. Den Standard-Sprint von null auf 100 Stundenkilometer schafft der in den USA gebaute 2,5-Tonner, in 7,0 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 227 km/h erreicht. Er ist nicht nur groß, sondern auch hoch, der siebensitzige GLS. Wer also selber nicht ganz so groß gebaut ist, sollte in der 56-seitigen Preisliste nach der Sonderausstattung „Trittbretter beleuchtet in Aluminium-Optik mit Gumminoppen“ für 743,75 Euro schauen. Die lohnen sich dann für einen deutlich vereinfachten Einstieg. Wie waren natürlich auf die sieben Sitze gespannt, vor allem auf die Bequemlichkeit in der dritten Sitzreihe, wo man ja ungern Platz nimmt, wenn man das zwölfte Lebensjahr überschritten hat. Hier überrascht der GLS, denn auch zwei über 1,80 Meter große Zweizentner-Männer finden hier ausreichende Raumverhältnisse. Knie und Köpfe haben vorn und oben sogar noch etwas Luft – respekt! Werksseitig wird der Verbrauch des Dreiliter-Diesels mit 7,6 Liter auf 100 Kilometer angegeben. Das entspricht einer CO2-Emission von 200 Gramm für jeden zurückgelegten Kilometer. Bei unseren ausführlichen Testfahrten konnten wir diesen Wert allerdings nicht erreichen. Im Schnitt wurde Innerorts, auf Landstraßen und auf der Autobahn rund neun Liter benötigt. Wir finden, dass dies trotzdem ein guter Wert ist, denn zu siebt in so einem luxuriösen Koloss unterwegs zu sein, steigert die Lebensqualität ungemein. Ebenso verwöhnt die äußerst feine Lederinneneinrichtung die Sinne. Edles Nappa und braun glänzendes Eukalyptusholz schmeichelt den Fingerspitzen. Auf Wunsch gibt’s auch Wurzelnuss, Pappel, Esche oder Klavierlack. Da kommt im GLS auch noch ein wenig S-Klasse-Feeling auf.