BMW 507

Oldie & Goldie

Von Wolfgang Wieland

Oldtimer sind nach wie vor voll im Trend. Haben die Fahrzeuge ein Alter von mindestens 30 Jahren erreicht und sind nach wie vor gut in Schuss, wird aus dem normalen Oldie ein historisch-schützenswertes Kulturgut und mit dem begehrten H-Kennzeichen geadelt. Mehrmals im Jahr treffen sich die schönsten, seltensten und besten fahrenden Altmetalle bei Oldtimer-Rallyes, um sich in ihren nach Jahrgängen gestaffelten Klassen zu messen.

 

Unzählige Porsche 356 und 911 treffen hier auf zahlreiche Mercedes 300 SL Flügeltürer und Roadster. Nur selten ist auch ein ganz besonderer Oldtimer aus Bayern am Start. Grund: Von dem BMW 507 wurden in der Zeit von 1955 bis 1959 gerade einmal 254 Exemplare gebaut. Zum Vergleich: Vom 300 SL gab es 3.258 Stück (1954-1963) und vom Porsche 356 (1948–1965) über 77.000 Einheiten.

 

Wir hatten das ganz große Vergnügen einen perfekten, sportlich-eleganten BMW 507 aus dem Jahr 1957 auf der Silvretta Classic fahren zu dürfen. Damals kostete der Oben-ohne-BMW 26.500 D-Mark, so viel wie ein Häuschen mit Garten. Heute liegt der Wert liegt bei rund 2,8 Millionen Euro, und ist noch tagtäglich am steigen. Normalerweise steht das wertvolle Goldstück, vor Staub und Feuchtigkeit geschützt, im Münchener BMW-Museum. Nun darf er für drei Tage in den Alpen zeigen, warum auch Prominente und Legenden, wie Sophia Loren, Elvis Presley und Alain Delon den traumhaften Zweitürer so schätzten. 

 

Der nicht minder legendäre Designer Albrecht Graf Goertz entwarf Anfang/Mitte der 1950er-Jahre den 507 und mit einem 150 PS starken 3,2-Liter-V8-Triebwerk war der rassige Roadster ganz sicher nicht untermotorisiert. 220 km/h schafft der hinterradgetriebene 1,2-Tonner locker. Nun muss allerdings erwähnt werden, dass es bei den heutigen Oldtimer-Rallyes nicht mehr um Höchstgeschwindigkeit, sondern um Gleichmäßigkeit und Genauigkeit geht. Die rund zwei dutzend Wertungsprüfungen lauten in etwa so: Fahren Sie 3,25 Kilometer in 456 Sekunden. Druckschläuche oder Lichtschranken messen jeweils Start und Ziel, auf die hundertstel Sekunde genau. Jede Abweichung von der Sollzeit wird mit Strafpunkten geahndet, der Gewinner hat die wenigsten Punkte gesammelt.

Außen dominieren optisch die extrem breite Doppelniere und die lange Motorhaube die Front. Die schwungvolle Seitenlinie des 4,38 Meter langen 507 ist zum Verlieben schön und das Heck ist herrlich kurz und wohlgeformt. Die rotlederne Innenausstattung nebst elfenbeinfarbigen Knöpfen, Schaltknauf und dem riesigen und dünnen Lenkrad passt perfekt zur anthrazitfarbenen Außenhaut.

 

Wir starten den Motor traditionell mit einem Schlüssel, allerdings findet man das Zündschloss mittig unterhalb des Lenkrads. Satt brabbelt der V8er durch die beiden runden Auspuffendrohre. Dank des vollsynchronisierten Getriebes ist das Schalten per Hand durch die vier Vorwärtsgänge kein Problem, nur der Rückwärtsgang liegt etwas versteckt und hakelig hinten links. 

 

Auf den kurvenreichen Alpenpässen geht es auf fast 3.000 Metern Höhe und nach der anfänglichen Angst vor dem hohen Fahrzeugwert, wird nun zügig, aber stets noch kontrolliert das fahrende Museum bergauf und bergab auch mal auf der Überholspur bewegt. Die vier Trommelbremsen leisten auch nach 60 Jahren beste Dienste und dank des Kopiloten, der nicht nur für die Navigation, sondern auch für die Präzision in den Wertungsprüfungen zuständig ist, belegen wir Platz 2 in der Klasse (1947-1961) und Gesamtplatz 6 von 199 Fahrzeugen. Keep racing!