Neues Bentley-Design

Der Butler fährt virtuell mit

Von Wolfgang Wieland

Für britische Nobelmarken ist auch im Automobilbereich Tradition äußerst wichtig. Trotzdem geht auch die technische Weiterentwicklung nicht an der edlen VW-Tochter Bentley vorbei, weder im unsichtbaren Bereich unter der Blechhaut, noch im sichtbaren Bereich, beispielsweise im Design. Flexible O-LEDs helfen hier den Bentley-Optik-Verantwortlichen im Team von Design-Chef Stefan Sielaff dabei, bereits heute den Innenraum und das Fahrgefühl von morgen zu kreieren. 

Die nahezu in jede Form biegbaren Kunststofffolien sind nur zehntel Millimeter dick und können so Fernseher, Video oder virtuelle Hologramme in den Fahrzeuginnenraum bringen. Und das eben ohne dick aufzutragen, gern auch auf oder zwischen den Intarsien der hier zwingend erforderlichen, feinsten Wurzelhölzer. Sogar hauchhauchdünne Stein-Intarsien werden sich zukünftig in Bentleys heimisch fühlen. Dagegen hat kuschelweiches Leder von 25 Kühen pro Fahrzeug nur noch Außenseiterchancen bei den Briten. Es wird doch wirklich zeitnah auch 100 Prozent vegane Bentleys geben. Und was beim Apple iPhone seit Jahren „Hey, Siri“ ist, funktioniert dann demnächst im Bentley über die Sprachsteuerung als „Hallo, mein Butler“. Und schon werden die Informationswünsche der Insassen durch den Hologramm-Butler und das stets zugeschaltete Internet erfüllt. Und in vielleicht zehn oder 15 Jahren, wenn das vollautonome Fahren auch standesgemäß betrieben werden kann, wird dann auch der eigentliche Fahrer im Loungebereich des Bentley-Fonds Platz nehmen können, und bei einem wohltemperierten Wasser aus dem Kristallglas die Fahrt genießen.

Wobei dieses britische Kristallglas eigentlich ein Whiskyglas ist, und bereits heute eine nicht unbedeutende Rolle im Bentley-Design spielt. Nämlich bei den LED-Scheinwerfern, die bereits in den kommenden Fahrzeuggenerationen ab 2017 verbaut werden. In der dann neuen Continental-GT-Baureihe erstrahlen die faszinierenden Leuchten, die schon in der Konzept-Studie „EXP 10 Speed 6“ für Beifall sorgten. Auch dieser für Bentley-Verhältnisse relativ kleine Sportwagen soll dann in den nächsten Jahren serienreif sein und bereits das Bentley-Design der Zukunft in sich tragen. Dazu gehört auch das „Flying-B“, das sportliche Symbol der Marke. Man wird zukünftig den geflügelten Buchstaben auch in den Rückleuchten und den vorderen Lufteinlässen wiederfinden. Und wenn Stefan Sielaff sich durchsetzen kann, selbst stilisiert in den abgeflachten Auspuffendrohren der PS-starken Nobelfahrzeuge. Ein Gestaltungswunsch des bayerischen Designers wird wohl vorerst nicht in Erfüllung gehen. Nämlich der Wegfall der plumpen, klobigen und aerodynamisch katastrophalen Außenspiegel in Kindskopf-Größe. In Studien sieht man zwar immer wieder zarte Videokameras, die den rückwärtigen Verkehr nebst toten Winkel in den Rückspiegel des Innenraums projizieren, aber für die Serienreife und die weltweite Akzeptanz in der Straßenverkehrsordnung vergehen wohl noch einige Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte.

Schneller wird da der kleine Bruder des Bentayga auf unseren Straßen rollen. Der kleine SUV, der wohl trotzdem noch mindestens 4,60 Meter lang sein dürfte, soll 2019 hinter die Schaufensterscheiben der Bentley-Händler rollen. Ein Jahr vorher kommt ein coupéartiges SUV à la BMW X6. Hier könnten auch neben leichten Carbonelementen die neuen ultraleichten Titanteile zum Einsatz kommen, die nicht mehr traditionell gegossen oder geschiedet werden, sondern wegen der deutlich manigfaltigen Gestaltungsmöglichkeiten aus einem Hightech-3D-Drucker kommen. Und selbstverständlich wäre auch ein Shooting-Brake, also ein eleganter, ebenfalls coupéartiger Kombi ganz oben auf der Wunschliste der Bentley-Designer. Mal schauen, ob das Bentley-Hauptquartier in Crewe die Erlaubnis aus Wolfsburg dafür erhält. Wie drücken dafür fest die Daumen.