Von Wolfgang Wieland
Sein offizieller Name lautet Bentley Continental GT V8 S Convertible, kurz GTC oder einfach Bentley Cabrio. Seine Mission: Genuss, Fahrvergnügen, Luxus pur. Kurzum, es ist wohl eine der besten, eine der nobelsten und eine der angenehmsten Möglichkeiten sich oben-ohne fortzubewegen. Die Besonderheit ist hier allerdings das Triebwerk, ein V8-Motor mit 528 PS, der dank seines maximalen Drehmoments von 680 Newtonmetern stets mehr als nur ausreichend viel Kraft an alle vier Räder liefert. Die Preisliste startet bei rund 208.000 Euro, mit einigen sinnvollen Extras ist man aber schnell bei einer viertel Million.
Eigentlich haben die Bentleys der Neuzeit ja standesgemäß Zwölfender unter der gewaltigen Motorhaube, also genau ein Dutzend Zylinder. Da lässt sich selbst bei zarter Betätigung des Gaspedals aber bestenfalls ein Verbrauchswert so um die 20 Liter/100 Kilometer herausfahren. Mit viel Fahrspaß auch jenseits der 30 Liter. Wem der Spritdurst seines Flying-B aber nicht vollens gleichgültig ist, hat ja die Alternative V8. Denn das doppelt aufgeladene Vierliter-Achtzylinder-Triebwerk kann sich dank der Zylinderabschaltung auch richtig sparsam von A nach B bewegen lassen. Rund elf Liter Super plus werden dann auf die gleiche Standarddistanz von 100 Kilometern benötigt. Trotzdem lassen sich mit einem beherzten Tritt auf das rechte Pedal Tempo 100 in sportwagenmäßigen 4,7 Sekunden erreichen. Und die Höchstgeschwindigkeit von 308 km/h ist dann auch wieder standesgemäß.
Wir cruisen erst einmal locker und relaxed über Landstraßen und Autobahnen. Das Achtgang-Automatikgetriebe schaltet sauber und unaufgeregt, manchmal sogar unmerklich für Fahrer und Beifahrer. Dann stehen die ersten Überholmanöver an. Kickdown. Die Beschleunigung der Viersitzers ist so brachial, drückt einen so heftig in die herrlich duftenden Sport-Ledersitze, wie es die eingangs erwähnten technischen Daten bereits vermuten lassen. Nicht minder beeindruckend sind aber auch die Verzögerungswerte, die Tempo-80-Linkespurschleicher auf der Ohne-Speedlimit-Autobahn provozieren. Das Vollbremsen von 300 km/h auf null mit dem Zweieinhalbtonner ist auf diesem Planeten sicherlich das brutalste, was man seinem Körper antun kann, vielleicht einmal abgesehen von der Verzögerung bei Rennwagen à la LMP1 oder Formel 1. Die Bremsscheiben in der gefühlten Größe von Gullydeckeln entwickeln bei einem einzigen dieser Bremsmanöver so viel Hitze, dass man damit ein Einfamilienhaus für sechs Stunden heizen könnte. Nicht minder extrem und äußerst beeindruckend sind übrigens auch die Slalomfähigkeiten des permanenten Allradlers. Fast schon leichtfüßig lässt sich dieser offene Gran Turismo mit den Sportwagen-Genen um Hütchen zirkeln.
Übrigens, dank des vierlagigen Stoffverdecks, wohl das aktuell hochwertigste auf dem Markt, kann man geschlossen mit dem Geräuschkomfort des eines Bentley-Coupés auf Reisen gehen. Somit wird dieses Oben-ohne-Vergnügen zum ganzjahrestauglichen Dauergenuss.