Von Wolfgang Wieland
SUV sells. Oder auf gut deutsch: Wer heute Automobile in großen Stückzahlen verkaufen möchte, muss sogenannte Crossover mit geländefähiger Optik verkaufen. Eierlegende Wollmilchsäue sollten es sein, mit viel Platz, höhergelegter Sitzposition und ganz wichtig: mit zahlreichen Individualisierungsmöglichkeiten. Das dachte sich auch Audi, und so bringen die Ingolstädter in diesen Tagen erstmals den Q2 hinter die Schaufensterscheiben ihrer Händler. Wer den quirligen Augenschmeichler gleich mitnehmen will, sollte mindestens 22.900 Euro mitbringen.
Das wird so aber eher selten funktionieren, denn der Q2 lässt sich je nach Geschmack auf über fünf Millionen Variationen zusammenstellen. Da kann man neben Motor und Getriebe zwischen jeder Menge Ausstattungen, Farbkombinationen, Felgen und Dekoren auswählen. Die Preisliste mit der vorhandenen Serienbestückung und der möglichen Sonderausstattung umfasst ganze 40 Seiten. Da kann die Zusammenstellung des persönlichen Wunsch-Q2 schon einige Stunden, oder wenn im schlimmsten Fall die ganze Familie vom Kleinkind bis zur Oma mitreden möchte, gern auch Tage oder gar Wochen dauern. Aber aufgepasst: Wer sein Gehirn gerade auf Shopping-Modus ohne Limit geschaltet hat, kann den Basispreis hier ganz locker mal verdoppeln. Und dann kostet der kleine, 4,19 Meter kurze Q2 so viel wie ein Großer.
Wir haben für Sie schon einmal einen Q2 getestet. Wegen der anhaltenden Diesel-Diskussion, haben wir uns für einen 150 PS starken 1.4-Vierzylinder-Benziner mit Sechsgang-Handschaltung entschieden. Der Preis liegt hier bei mindestens 24.900 Euro. Wer gerade beim manchmal nervenden Stadtverkehr lieber schalten lässt, bekommt den gleichen Motor auch mit dem durchaus empfehlenswerten Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe namens S-tronic. Dann werden aber schon mal 26.900 Euro fällig.
Als wir in den Q2 einsteigen, überrascht uns die hochwertige Ausstattung, die man eigentlich erst bei Q5 oder Q7 erwartet. Duftendes Leder, sportliche Sitze, edel gebürstetes Aluminium, ein Multifunktionslenkrad und klare Klänge aus der Bang & Olufsen-Soundanlage mit 705 Watt verwöhnen die Ohren und die Fingerspitzen. Da wir zu Zweit mit viel Gepäck reisen, erfreut der variable Kofferraum, der sich von 405 auf 1.050 Liter durch das Umklappen der zwei- oder dreiteiligen Rückbank erweitern lässt. Auch die ersten Fahreindrücke sind tadellos, zumal wir recht zügig unterwegs sind und sich der Verbrauch mit rund sechs Litern Super in Grenzen hält. Die serienmäßige Zylinderabschaltung macht das möglich. Laut Werksangabe wären sogar nur 5,2 Liter fällig, was einer CO2-Emission von 119 Gramm für jeden gefahrenen Kilometer entspricht. Den Standard-Sprint von null auf 100 km/h schafft der zur Zeit kleinste Q-Audi in 8,5 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit ist bei 212 km/h erreicht.
Bei soviel Sinn, Zweck und Fahrspaß kann man wohl darauf hoffen, dass die Audi-Ingenieure bereits fieberhaft an einem Q1 arbeiten. Wie gesagt, SUV sells.